Morddrohungen für Sympathie mit «ethnischen Minderheiten»

10. April 2018

Angehörige sogenannter «Minderheiten» in China sehen sich immer mehr Misstrauen, Diskriminierung und sogar Drohungen ausgesetzt. Schon seit Längerem gibt es Berichte, dass Gästehäuser Reisende abweisen oder zumindest verstärkt überwachen, wenn diese tibetischer oder uigurischer Nationalität sind.

Kürzlich wurde der Fall einer 23-jährigen Lehrerin für Englisch bekannt, die sich auf einer Internet-Plattform über die Behandlung in einer chinesischen Jugendherberge beschwerte. Aufgrund ihres Ausweises, der sie mit Herkunft in der Inneren Mongolei identifizierte, wurde ihr die Übernachtung verweigert. Die lokale Polizei verbiete die Aufnahme, wenn sie aus der Inneren Mongolei, Tibet oder Xinjiang käme, hiess es an der Reception. „Wie lächerlich ist dieses Land,“ fragte sie, „wenn es die Bürger mit der einen Hand fragt, es zu lieben, und sie mit der anderen Hand sticht?“

Dieser Beitrag, der wie viele andere Diskussionen über „nationale Minderheiten“ von den Zensoren rasch gelöscht wurde, provozierte in kurzer Zeit über 4‘000 Kommentare mit Beschimpfungen bis hin zu Todesdrohungen. „Meine Landsleute starben durch das Messer oder Explosionen…also ist es mir egal, wie man euch behandelt…alle Angehörigen anderer Ethnien sollten sterben,“ schrieb einer. „Hast du dir überlegt, dass es genau diese Terroristen sind, die du unterstützt? Wenn du mit ihnen sterben willst, dann mache es doch,“ schrieb ein weiterer.

Viele Chinesen sind der Meinung, dass man die oft undankbaren „Minderheiten“ noch viel zu gut behandle. Beispielhaft zitierte die Lehrerin einen Kommentar, der sie als „Dorfhexe“ bezeichnete, die „verdorben“ sei und ein „viel zu gutes Leben“ führe. Ein anderer bemerkte, sie könne nur „wie ein verrückter Hund“ bellen.

Behörden würden inzwischen Spitzel auf Uiguren ansetzen, um zu sehen, ob diese ein Kopftuch tragen, im Koran lesen oder beten, bemerkte die betroffene Lehrerin.

Während dessen rühmt sich das offizielle China wegen seiner ethnischen Vielfalt. Ein Sprecher des Aussenministeriums sagte kürzlich, „China hat sich immer jeder Form von Rassendiskrimination widersetzt“. Die Reporter von Globe and Mail baten in China mehrere Experten für Soziologie und religiöse Studien um Stellungnahme zu diesem Fall; niemand von ihnen antwortete.

The Globe and Mail, 26. März 2018

von Dr. Uwe Meya