In gleich drei Städten, Lhasa, Shigatse und Chamdo, wurden am gleichen Tag neue Bürgermeister ernannt. In Lhasa und Shigatse sind dieses Chinesen, in Chamdo ein Tibeter. Die Wahl obliegt eigentlich den lokalen Parlamenten, de facto aber bestimmt die Partei die neuen Amtsträger.
Der frühere Bürgermeister von Lhasa, der in der Bevölkerung unbeliebte Tibeter Gho Khog, wird angeblich der «Korruption» bezichtigt. Keine der Ernennungen wurden allerdings offiziell begründet. Der neue Bürgermeister von Lhasa, Wang Qiang, kam über das «Hilfe für Tibet» Programm in seine Ämter. Die Ernennung dürfte die Verdrängung von tibetischer Religion, Sprache und Kultur verstärken und liegt auf der Linie des neuen, ebenfalls chinesischen Parteisekretärs der «Autonomen Region Tibet» (TAR), Wang Junzheng, der im Februar 2022 auf einer Parteikonferenz in Lhasa von einer «neuen Reise zu einem sozialistischen, modernisierten Tibet» sprach. Allgemein wird davon ausgegangen, dass sich der Zustrom chinesischer Siedler und Arbeiter verstärken wird.
Religiöse Feste im Dezember verboten
Im Dezember wurden trotz der Lockerungen der Covid-Restriktionen zwei religiöse Feste verboten. Am 7. Dezember durfte niemand in den zentralen Jokhang-Tempel in Lhasa, um das Fest der Schutzgottheit der tibetischen Religion und des Dalai Lama, Palden Lhamo, zu begehen. Und am 18. Dezember waren alle grossen Klöster in Zentraltibet (Ganden, Drepung und Sera) und die Haupttempel in Lhasa (Jokhang und Ramoche) geschlossen. Traditionell feiert die Bevölkerung an diesem Tag das Ganden Ngamchoe Fest zur Erinnerung an den Todestag des Gelehrten Je Tsongkhapa (1357-1419).
Bitter Winter, 25. Februar 2020 // International Campaign for Tibet (ICT), 17. und 19. Dezember 2022 // Dr. Uwe Meya
Foto: Wang Qiang bei einer Rede (Central Tibetan Administration)