Pressemitteilung von UNO-Experten: Alarmierende Zwangsassimilierung und Trennung von 1 Million tibetischer Kinder in Tibet durch China

10. Februar 2023

Eine Gruppe von drei unabhängigen UNO-Experten hat China in einer am 06. Februar 2023 veröffentlichten Pressemitteilung scharf dafür verurteilt, dass es «über eine Million tibetische Kinder gewaltsam von ihren Familien trennt» und die tibetische Kultur in Internaten im Kolonialstil assimiliert. Vor kurzem hatten die UNO-Experten ihre Mitteilung an die chinesische Regierung veröffentlicht, in der sie ihre ernste Besorgnis über die Situation zum Ausdruck brachten.

In der Pressemitteilung äusserten der UNO-Sonderberichterstatter für Minderheitenfragen, Fernand de Varennes, die Sonderberichterstatterin für das Recht auf Bildung, Farida Shaheed, und die Sonderberichterstatterin für kulturelle Rechte, Alexandra Xanthaki, gemeinsam ihre Besorgnis über die chinesische Politik, die darauf abzielt, «die Tibeter:innen durch ein Internatssystem kulturell, religiös und sprachlich zu assimilieren». Die Experten warnten, dass etwa eine Million tibetischer Kinder von dieser Politik betroffen seien.

Die Experten erklärten, sie seien «beunruhigt» darüber, dass «das Internatssystem für tibetische Kinder in den letzten Jahren als ein obligatorisches, gross angelegtes Programm zu fungieren scheint, das darauf abzielt, die Tibeter:innen an die Han-Mehrheitskultur zu assimilieren, was im Widerspruch zu internationalen Menschenrechtsstandards steht».

Die UNO-Sachverständigen beschrieben den obligatorischen Lehrplan in Mandarin ohne jeglichen Zugang zur tibetischen Sprache, Geschichte und Kultur in den von China geführten Internatsschulen für tibetische Kinder und erklärten, dass die tibetischen Kinder infolgedessen die Fähigkeit verlieren, ihre Muttersprache zu beherrschen und mit ihren Eltern und Grosseltern in der tibetischen Sprache zu kommunizieren, was zu ihrer Assimilierung und Erosion ihrer Identität beiträgt.

Die Experten betonten auch, dass der Anteil der Internatsschulen in Tibet im Vergleich zu anderen Teilen der chinesischen Gebiete «viel höher» ist und in den letzten Jahren zugenommen hat. Die erzwungene Schliessung ländlicher Schulen in tibetisch besiedelten Gebieten und die Ersetzung durch Schulen auf Stadt- oder Landesebene, in denen ausschliesslich auf Chinesisch unterrichtet und kommuniziert wird, habe den Anteil der Internatsschulen in Tibet weiter erhöht, so die UNO-Experten.

Die Experten äusserten sich besorgt über die chinesische Politik der «erzwungenen Assimilierung» der tibetischen kulturellen Identität an die «dominante han-chinesische Mehrheit durch eine Reihe von Unterdrückungsmassnahmen gegen tibetische Bildungs-, Religions- und Spracheinrichtungen». Darüber hinaus wies China auf die unerbittliche Verfolgung von tibetischen Einzelpersonen hin, die sich für die tibetische Sprache und Bildung einsetzen. Die UNO-Experten erklärten, sie stünden mit den chinesischen Behörden in Kontakt, um die oben genannten Punkte zu klären, die auch in ihrer Mitteilung an China vom November 2022 angesprochen wurden.

Die Repräsentantin S. H. Dalai Lama vom Tibet Büro Genf, Thinlay Chukki, erklärte: «Dies ist eine der ersten Pressemitteilungen der UNO-Experten für Tibet, in der die ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen in Tibet detailliert beschrieben werden und wir hoffen, dass viele weitere folgen werden, vor allem angesichts der katastrophalen Lage in Tibet, das nach wie vor die am wenigsten freie Region der Welt ist. Wie die Experten feststellten, gibt es zwar auch in anderen Teilen Chinas viele Internatsschulen, doch ist ihre Zahl in Tibet wesentlich höher. Dies deutet auf die konzertierten und systematischen Bemühungen Chinas hin, die tibetische Sprache, Kultur und Religion zu zerstören. Wir fordern die Experten auf, bei ihren Gesprächen mit China darauf zu drängen, dass diese so genannten Internatsschulen geschlossen werden und detaillierte Berichte darüber vorzulegen.»

Lesen Sie den englischen Bericht vom Tibet Büro Genf hier. (Beitragsfoto von Radio Free Asia)

Hier finden Sie die Medienmitteilung der UNO Menschenrechtskommision.

pdf auf englisch

pdf auf französisch

Hier finden Sie den Beitrag auf UN News.

Mitteilung der UNO Experten an Wang Yi hier.