Rassistische Stellungnahme gegen Tibeter erzwingt Entschuldigung

13. Oktober 2022

Am 8. Oktober platzierte eine Chinesin, deren Namen als «Liu» angegeben wird, auf dem Netzwerk WeChat eine Stellungnahme, die die Vernichtung von Tibetern in Lhasa und deren Ersetzung durch Chinesen fordert. Ausgelöst wurde diese wütende Stellungnahme offenbar durch tibetische Kritik an der Gleichgültigkeit der Behörden gegenüber den Betroffenen von den drastischen Null-Covid-Massnahmen in Lhasa. Ihre Stellungnahme gipfelte in der Bemerkung: «Die Regierung kümmert sich nicht? Hey! Alle Tibeter in Lhasa sollten ausgerottet werden! Alle Tibeter sollten ausgerottet werden – und wir Han-Chinesen sollten diesen Ort besetzen!“.

Selbst dem Büro für Öffentliche Sicherheit ging das offenbar zu weit. In einer offiziellen Verlautbarung hiess es kurz darauf, dass «am 8. Oktober 2022 in unserer Stadt unangemessene Äusserungen [gepostet wurden], die die nationale Einheit untergruben, [und] auf Plattformen sozialer Netzwerke erneut gepostet [wurden]. Nachdem unser Büro eine Untersuchung eingeleitet hatte, wurde die Herausgeberin der Äusserungen, Liu XX, ermittelt. Derzeit hat unser Büro Ermittlungen durchgeführt und Beweise gesammelt und wird seine rechtliche Verantwortung in Übereinstimmung mit dem Gesetz wahrnehmen.»

Kurz darauf erschien ein Video von «Liu», in dem eine nur verschwommen gezeigte Frau eine Entschuldigung anbietet: «Ich habe in der (WeChat)-Gruppe etwas gepostet, das sich negativ auf die Einheit der Nation auswirkt, und das hatte grosse Auswirkungen auf die Gesellschaft. An dieser Stelle möchte ich mich bei der Regierung und der breiten Öffentlichkeit zutiefst entschuldigen. Ich werde so etwas in Zukunft nicht mehr tun. Es tut mir leid.»

Bemerkenswert ist zweierlei: weder die Behörden noch die angebliche Urheberin bezeichnen die Äusserung als «rassistisch»; es heisst lediglich, sie sei «unangemessen». Und die Entschuldigung erfolgt nicht gegenüber den Betroffenen direkt, sondern gegenüber der «Regierung» und der «breiten Öffentlichkeit».

International Campaign for Tibet (ICT), 11. Oktober 2022 // Dr. Uwe Meya

Video auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=xJlE8j7AU94