Sehr geehrter Herr Präsident der Tibeter Gemeinschaft
Geschätzter Herr Abt, werter Repräsentant Seiner Heiligkeit
Liebe tibetischen Freundinnen und Freunde, geschätzte Gäste
Als ich diesen Sommer – als Zürcher Sportminister – am Turnfest im Tösstal teilnahm, also an einem Anlass, der traditionsreicher und schweizerischer nicht sein könnte, hab ich sehr anschaulich vor Augen geführt bekommen, wie eine perfekte Integration geht. Inmitten all der Wurst- und Pommesstände hatte die Tibetergemeinschaft einen Momo-Stand aufgebaut. Ich mag Momos. Aber ich mochte noch viel mehr, dass alle vor Ort den Stand der Tibetergemeinschaft – und die Tibeterinnen und Tibeter selber – als ganz selbstverständlichen Teil dieses Turnfestes im Tösstal angesehen haben. Das ist eine geglückte Integration.
Als ich kürzlich – als Zürcher Militärdirektor- an einer Wehrmännerentlassung zwei junge Tibeter getroffen habe, habe ich sie gefragt: wieso habt ihr denn Schweizer Militärdienst geleistet. Ihre klare Antwort: sie seien der Schweiz dankbar, dass ihre Familien vor vielen Jahren hier Zuflucht hätten finden können. Und sie hätten der Schweiz etwas zurückgeben wollen. Das ist eine geglückte Integration.
Selbstverständlich weiss ich – weil ich auch für den Vollzug des Asylrechts zuständig bin – dass es auch Probleme gibt. Für die Frage der Anerkennung von Asylgesuchen ist der Bund zuständig. Und ja, die Praxis des Bundes ist strenger geworden. Als Kanton versuchen wir derzeit – mit Härtefallregelungen – Lösungen zu finden für all diejenigen, die schon seit sehr vielen Jahren mitten unter uns sind. Ich bin überzeugt, dass wir diese auch finden.
Wenn wir der Frage nachgehen, wieso die 7‘000-8‘000 Tibeterinnen und Tibeter in der Schweiz so geschätzt und geachtet sind, so hat dies selbstverständlich sehr viel mit Euch allen hier im Saal zu tun. Weil ihr euch eben immer auch sehr bemüht habt, euch zu integrieren. Ich habe übrigens letzte Woche gar einen tibetischen Oberstleutnant in einer Broschüre der Schweizer Armee entdeckt … Und selbstverständlich gibt es inzwischen auch Politiker mit tibetischen Wurzeln. Und Banker. Und, und … es gibt Tibeterinnen und Tibeter in allen Bereichen der Schweizer Gesellschaft. Das ist eine geglückte Integration.
Diese Integration und die grosse Akzeptanz der Tibeterinnen und Tibeter in der Schweiz hat meines Erachtens auch damit zu tun, welche grosse Wertschätzung dem Oberhaupt des tibetischen Volkes – dem 14. Dalai Lama – entgegengebracht wird. Weil sich S.H. zeit seines Lebens immer wieder für die Verständigung und den Weg der Gewaltlosigkeit ausgesprochen hat. Die interreligiöse Veranstaltung im Grossmünster vom letzten Jahr und der Aufruf S.H. zu religiöser Toleranz ist uns allen noch in bester Erinnerung. Die persönlichen Begegnungen mit dem Dalai Lama waren und sind die eindrücklichsten in meinem politischen Leben.
Dass der Dalai Lama 1989 für seine unermüdlichen Bemühungen den Friedensnobelpreis bekommen hat, war eine mehr als nur berechtigte und für die Sache Tibets sehr wertvolle Anerkennung. Diese Anliegen der Tibeter Gemeinschaft können in der Schweiz weiterhin auf eine grosse Unterstützung zählen. Selbstverständlich auch von mir.
Ich wünsche euch allen einen schönen Abend. Lang lebe S.H. der 14. Dalai Lama!
(Es gilt das gesprochene Wort/Mario Fehr)