S.H. der 14. Dalai Lama zu Besuch im Bundeshaus: Solidarität mit dem Dalai Lama

20. April 2013

Neue Zürcher Zeitung, 17.4.13, For./hä. –
Nationalratspräsidentin Maya Graf hat den Dalai Lama im Parlamentsgebäude empfangen. Vorausgegangen war dem Besuch ein Ringen um die richtige Form.

Angesichts der menschlichen Grösse des Dalai Lama mögen die sorgfältigen Abwägungen der offiziellen Schweiz im Vorfeld des Besuchs des geistlichen Oberhaupts der tibetischen Buddhisten eher kleinmütig erscheinen. Die Verantwortlichen hatten die Balance zu finden zwischen dem Wunsch, dem Dalai Lama einen würdevollen Empfang zu bereiten, und dem Bestreben, China dabei nicht zu verärgern. Keinesfalls sollten die Verhandlungen mit der Volksrepublik für ein Freihandelsabkommen gefährdet werden. Der Bundesrat hatte bereits früher entschieden, den Friedensnobelpreisträger nicht zu empfangen.

Im Büro des Nationalrats drängte der Fraktionschef der Grünen, Antonio Hodgers, auf eine offizielle Begrüssung des Dalai Lama auf der Ehrentribüne. Dem Vernehmen nach verwies er auf die burmesische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, der diese Ehre unlängst widerfahren war. Ein SVP-Vertreter warnte demgegenüber davor, mit einem solchen Empfang China zu verärgern. Abgestimmt hat das Büro nicht, stattdessen fand Nationalratspräsidentin Maya Graf einen typisch helvetischen Kompromiss: Sie empfing am Dienstag den Dalai Lama wie alle Ehrengäste des Parlaments unter den drei Eidgenossen im Parlamentsgebäude. Hingegen durfte er nicht auf der Ehrentribüne Platz nehmen. Stattdessen führte Graf das geistliche Oberhaupt der Tibeter in der Mittagspause durch den weitgehend leeren Ratssaal.

Es sei ihr wichtig gewesen, dass der Besuch in einem würdigen Rahmen stattfinde und doch für alle stimme, sagte Graf nach dem Besuch – und betonte, nur schon, dass der Dalai Lama seinen Fuss ins Parlamentsgebäude gesetzt habe, sei «ein historischer Moment» gewesen. Zwar hatte der Dalai Lama schon mehrfach Nationalratspräsidenten und auch Bundesräte getroffen – aber stets an neutralen Orten ausserhalb der offiziellen Gebäulichkeiten.

Bei der anschliessenden Medienkonferenz mit dem Dalai Lama sagte Tiana Angelina Moser (glp., Zürich), Anlass für das Treffen sei die Sorge um die derzeitige Lage in Tibet gewesen. Die Verzweiflung der Tibeter finde immer häufiger «traurigen Ausdruck in Selbstverbrennungen». Die Nationalrätin ist Co-Präsidentin der Parlamentarischen Gruppe Tibet. An der Medienkonferenz nahmen Vertreter aller Fraktionen teil. Doris Fiala (fdp., Zürich) appellierte an Aussenminister Burkhalter, seine Besorgnis über die Einschränkung kultureller und religiöser Freiheiten in Tibet klarer auszudrücken.

Angesprochen auf die Kritik an seinem gewaltlosen Widerstand gegen die chinesische Unterdrückung, sagte der Dalai Lama, Gewalt führe immer zum Desaster. Dies habe der Irak wieder gezeigt. Dank dem gewaltlosen Widerstand seien die Sympathien für die Tibeter in der chinesischen Bevölkerung weit verbreitet.

 

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Blick.ch, 16.04.13

S.H. der 14. Dalai Lama zu Besuch im Bundeshaus: Parlamentarier aller Fraktionen stärken dem Dalai Lama den Rücken

Parlamentarier aller Parteien zeigen Solidarität mit dem Engagement des Dalai Lama. Bei einem informellen Austausch im Bundeshaus erwiesen sie dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter Anerkennung für dessen «unermüdliche und gewaltfreie» Friedensbemühungen.

Nationalratspräsidentin Maya Graf (Grüne/BL) nahm den Dalai Lama am Dienstag vor dem Haupteingang des Bundeshauses in Empfang. Anlass für das Treffen sei die Sorge um die aktuelle Lage in Tibet, sagte Nationalrätin Tiana Angelina Moser (GLP/ZH) im Namen der Parlamentarischen Gruppe Tibet vor den Medien in Bern. Die Verzweiflung der Tibeter finde immer häufiger «traurigen Ausdruck in Selbstverbrennungen».

Die Parlamentarische Gruppe Tibet sowie die Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft (GSTF) fordern laut Moser auch ein stärkeres Engagement der Schweiz für die Grundrechte in Tibet. Das Anliegen sei in allen Fraktionen abgestützt.

Bereits 114 Menschen hätten sich seit 2009 selbst verbrannt, präzisierte Nationalrat Martin Naef (SP/ZH). Die Schweiz dürfe Menschenrechtsverletzungen wie Zwangsumsiedlungen, Ausbeutung von Rohstoffen und Beschneidung der religiösen und kulturellen Identität nicht ignorieren.

Dies sei gerade vor dem Hintergrund des angestrebten Freihandelsabkommens mit China wichtig. «Wir sind nicht gegen Handelsbeziehungen mit China», so Naef, «aber die Schweiz darf nicht riskieren, dass Waren aus Zwangsarbeitslagern importiert werden.»

Die 31 in der Parlamentarischen Gruppe Tibet vertretenen Parlamentsmitglieder hatten auch den Bundesrat gebeten, den Dalai Lama zu empfangen. Ein Treffen kam aber nicht zustande. Frühere Empfänge des Dalai Lama durch die Landesregierung hatten jeweils zu diplomatischen Verstimmungen mit China geführt.

Der Dalai Lama selbst freute sich, wieder einmal in der Schweiz zu sein. Die Tibeter, die in der Schweiz leben, seien sehr glücklich und gut integriert. «Und was noch wichtiger ist: Sie haben ein gutes Verhältnis mit den Einheimischen», sagte der Friedensnobelpreisträger vor den Medien.

Der Dalai Lama hält sich seit Freitag in der Schweiz auf. Er referierte verschiedentlich und nahm buddhistische Unterweisungen und Initiationen vor. Am Mittwoch beendet er seinen Aufenthalt in der Schweiz mit einem Besuch im Tibet-Institut in Rikon ZH.

China besetzte Tibet 1951 und kontrolliert die autonome Region sowie die anliegenden Provinzen, wo ebenfalls zahlreiche Tibeter leben, mit harter Hand. Die Tibeter klagen seit Jahrzehnten über soziale und religiöse Diskriminierung. Heute leben etwa 128’000 Tibeter in der Diaspora; ihren Sitz hat die Regierung im nordindischen Dharamsala. (SDA)

Quelle: www.blick.ch