Neues Deutschland, 6.8.13:
Selbstverbrennung gegen chinesische Tibet-Politik
In China hat sich erneut ein Mönch verbrannt, er erlag seinen Verletzungen
Frankfurt a.M. (epd/nd). In China hat sich erneut ein tibetischer Mönch verbrannt. Der 18-Jährige habe sich am Wochenende vor seinem Kloster im osttibetischen Dzorge angezündet und sei an schweren Verletzungen gestorben, teilte die Internationale Tibet-Kampagne am Dienstag in Berlin mit.
Der junge Mann soll Freunden gesagt haben, die chinesische Herrschaft über Tibet habe zu viel Leid verursacht. Dzorge liegt in der zur Provinz Sichuan zählenden Tibetisch Autonomen Präfektur Ngaba. Damit stieg die Zahl der Selbstverbrennungen buddhistischer Mönche auf 121 seit Februar 2009. China hält Tibet seit 1951 besetzt und hat es zur autonomen Region innerhalb der Volksrepublik erklärt. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, floh 1959 während eines Aufstands nach Indien.
Den Angaben zufolge wurden größere Einheiten der Sicherheitskräfte zu dem Kloster Soktsang und zur nahegelegenen Ortschaft Tangkor verlegt. Ein tibetischer Mönch soll verhaftet worden sein. Der Sender Radio Free Asia berichtete, dass Hunderte Tibeter sich vor dem Kloster versammelt hätten. Sie hätten zusammen mit Mönchen verhindern wollen, dass die Behörden den Leichnam beschlagnahmen.
Das Kloster Soktsang war 1658 gegründet worden. Etwa 300 Jahre später wurde es nach der chinesischen Besetzung Tibets zerstört. Der Wiederaufbau begann nach der Kulturrevolution 1983. Heute sollen dort etwa 300 Mönche leben.
Laut Radio Free Asia war in Dzorge erst kürzlich ein hoher tibetischer Sekretär der Kommunistischen Partei, Tenzin Yarphel, seines Postens enthoben worden – offiziell wegen der vielen Selbstverbrennungen in seinem Gebiet. Der wahre Grund könnte jedoch auch seine Beliebtheit bei der tibetischen Bevölkerung gewesen sein, vermutet die Tibet-Kampagne. Yarphel wurde zum Vorsitzenden des örtlichen Umweltamtes heruntergestuft.
Die chinesische Justiz geht mit drakonischen Strafen gegen Selbstverbrennungen vor. Über Freunde und Unterstützer der jeweiligen Mönche wurden in der Vergangenheit hohe Gefängnisstrafen verhängt. Ende Januar 2013 wurde ein Tibeter im Zusammenhang mit Selbstverbrennungen zum Tode verurteilt.