Selbstverbrennungsprotest beim Neujahrs-Gebetsfest in Ngaba: 128. Feueropfer in Tibet!

16. Februar 2014

freetibet.org, rfa.org, 14. Februar 2014 –
Der 25jährige Lobsang Dorjee setzte sich um etwa 18.30 (Ortszeit) am Abend des 13. Februar an einer Strassenkreuzung unweit des Klosters Kirti in der Stadt Ngaba in Brand. Dies ist der zweite Fall einer Selbstverbrennung 2014.

„Von Flammen umzingelt rief er Slogans gegen die chinesische Politik in Tibet, doch wir wissen nichts Näheres über seine Äusserungen“, sagte Kanyag Tsering, ein Mönch im Exilkloster Kirti in Dharamsala. „Viele chinesische Sicherheitskräfte eilten herbei und löschten das Feuer. Sie zwängten Lobsang Dorje in ein kleines Fahrzeug und warfen eine schwarze Decke über ihn“. „Umstehende sahen noch, wie er sich aufzusetzen versuchte und seine Hände zusammenlegte, doch die Polizei stiess ihn zurück und transportierte ihn ab“.

Der Zustand von Dorje und sein Verbleib sind unbekannt. Die chinesische Regierung hat eine grosse Zahl an paramilitärischen Kräften in die Gegend entsandt und die Kommunikationsmöglichkeiten stark eingeschränkt. „Zu dem Zeitpunkt, als er abtransportiert wurde, lebte er noch, aber in welcher Lage er jetzt ist, weiss man nicht“, sagte Kanyak Tsering.

Dorje verbrannte sich zu einer Zeit, als viele Menschen in die Stadt gekommen waren, um das Mond-Neujahrsfest (30. Januar bis 14. Februar) zu begehen und ebenso das jährliche Neujahrsgebetsfest, das in den ersten vier Tagen der Ferien stattfindet.

Lobsang Dorje war in jungen Jahren Mönch im Kloster Kirti, später arbeitete er jedoch in einer Auto-Waschanlage im Bezirk Darlag, Golog, Provinz Qinghai. Er war vor kurzem nach Ngaba zurückgekehrt, um die Viehherde seiner Familie zu hüten. Neulich hatte er sogar das grosse Gebetsfest (Monlam Chenmo) im Kloster Kirti besucht.

Ngaba ist einer der Hauptschauplätze der Feuerproteste. Seit 2012 bezeichnen die dort ansässigen Tibeter die Hauptstrasse als die „Heldenstrasse“, weil sich dort schon so viele dieser Vorfälle ereigneten. Dorje ist der 127. Fall einer Selbstverbrennung, seit diese Proteste 2009 in Tibet begannen.

Indessen bestätigten Quellen, dass das erste Feueropfer dieses Jahr gestorben ist. Phagmo Samdrub, 29, der sich am 5. Februar im Bezirk Tsekhog in der TAP Malho verbrannte, starb vermutlich noch am selben Tag und seine Überreste wurden von den Behörden kremiert.

„Die chinesischen Sicherheitskräfte brachten seinen Körper am 6. Februar in die Präfektur Xining und am folgenden Tag wurden seine Überreste kremiert und die Asche in den Machu Fluss geworfen“, verlautet aus einer Quelle. „Die Behörden zwangen die Familie, die Asche in den Fluss zu werfen“. „Der Verstorbene hatte auch einen Ring, doch die Offiziellen erlaubten den Angehörigen nicht, diesen an sich zu nehmen, sondern konfiszierten ihn“.

Die Leiterin von Free Tibet erklärte dazu:

„Es ist unglaublich traurig, dass so viele Fest- und Feiertage in Tibet aufgehört haben, eine Zeit zum Feiern zu sein und statt dessen eine Zeit der verstärkten Repression geworden sind, während der bewaffnete Soldaten durch die Strassen der Städte und Dörfer patrouillieren und unbedingt Ärger machen wollen. Wann wird China endlich einsehen, dass diese Zurschaustellung seiner Macht kontraproduktiv ist? Die Präsenz von Militär und Polizei soll die Tibeter dazu zwingen, sich ruhig zu verhalten und unterzuordnen, aber gerade so entstehen Spannungen und Protest wird ausgelöst. Über 120 Tibeter haben sich selbst angezündet, um so gegen die Besetzung ihres Heimatlandes zu protestieren und China ist für jede einzelne dieser Selbstverbrennungen verantwortlich.“

Bisher wurden 125 Selbstverbrennungen in Tibet bestätigt. Der Tod von zwei weiteren ist bisher noch nicht bestätigt. Die
Liste der bestätigten Feueropfer finden Sie hier

Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
Arbeitsgruppe München