Staatshilfe nur gegen Loyalitätsbekundungen

19. März 2019

Bedürftige Tibeter im Bezirk Markham in der Präfektur Chamdo im Osten Tibets erhalten nur noch staatliche Beihilfen, wenn sie ihre Loyalität zu China bekunden, indem sie die Namen von chinesischen Führern aufzählen können. Ausserdem müssen sie die chinesische Nationalhymne auswendig lernen und singen können. Tibeter, die diesen Test nicht bestehen, müssen damit rechnen, dass ihnen die Beihilfen gestrichen oder zumindest temporär ausgesetzt werden.

Alles begann Ende vergangenen Jahres im benachbarten Bezirk Pashoe, wo die Führerin einer tibetischen Frauengruppe damit Bekanntheit und Lob erlangte, dass sie die Namen der letzten fünf chinesichen Führer aufsagen und die staatlichen chinesischen Programm für ärmere ländliche Regionen beschreiben konnte. Danach wurde ein solcher «Test» fest implementiert und auch auf andere Bezirke ausgedehnt.

Tibeter, die der chinesischen Sprache nicht mächtig sind, können grosse Schwierigkeiten bekommen, besonders wenn sie die chinesische Agrarpolitik beschreiben müssen und finden sich nicht selten ihre Beihilfen gestrichen. Abgesehen von diesem «Test» berichten Tibeter, dass sie beim Antrag auf finanzielle Hilfen zunächst bei den Behörden vorsprechen und ihre finanzielle Situation offenlegen müssen. Danach besichtigen Kader ihre Wohnung. Die Antragsteller würden auch eindringlich darauf hingewiesen, dass sie die Grosszügigkeit Chinas, das ihnen Nahrung, Kleidung und Wohnraum zur Verfügung stellt, mit «Liebe für die Kommunistische Partei und ihre Führer» zurückzahlen sollten. 

Radio Free Asia, 13. März 2019 // Dr. Uwe Meya