Tibet-Information der GSTF vom 08. Dezember 2016: Weitere Zerstörungen von Larung Gar

10. Dezember 2016

Weitere Nachrichten über die Zerstörung von Larung Gar

Angesichts der Nachrichtensperre ist es schwierig, präzise Angaben über das Ausmass der Zerstörungen und die Zahl der ausgewiesenen Personen zu erhalten. Die Schätzungen von lokalen Informanten liegen zwischen 3‘000 und 4‘500 ausgewiesenen Personen; das Ziel der Regierung liegt bei 5‘000 Personen. Sicher ist, dass über 1‘000 Behausungen abgerissen wurden. Trotz der Schwierigkeiten, genaue Informationen zu erhalten, gelang es, Videos und Bilddokumente ins Ausland zu senden. Daraus ergibt sich, dass neben zwangsweiser „politischer Umerziehung“ auch Drohungen und Demütigungen eingesetzt werden.

Drohungen und Demütigungen

Bewohner, die noch nicht weggewiesen wurden oder die Abreise noch nicht angetreten haben, werden zusätzlich unter Druck gesetzt, indem Regierungskader zur Zerstörung vorgesehene Behausungen durch Aufkleber markieren. Weitere Aufkleber an den Türen der Betroffenen kündigen ihnen politische Umerziehungssitzungen an. Nicht selten werden auch Eingänge der Behausungen von Weggewiesenen mit Schlössern versehen, um sie an der Rückkehr zu hindern, oder zu verhindern, dass andere in die leeren Behausungen einziehen.

Noch schockierender sind in das Ausland gelangte Videos, die Nonnen zeigen, die unter Zwang „patriotische“ Gesänge und Tänze aufführen. Beim ersten Video tragen die Nonnen Armeekleidung und singen „Tibeter und Chinesen sind Kinder der selben Mutter“. Im zweiten Video führen sie einen Tanz zu dem populären „Lied der befreiten Sklaven“ auf.

Ebenso sind Kopien der Verpflichtungserklärungen in das Ausland gelangt, die die Ausgewiesenen unterschreiben müssen. Sie verpflichten sich darin, nie wieder nach Larung Gar zurückzukehren, aber sich auch keinem anderen Kloster anzuschliessen und die „Einheit der verschiedenen Nationalitäten“ und die „soziale Stabilität“ zu fördern. Bildmaterial, Videos und Kopien der Verpflichtungserklärungen sind bei ICT unter untem stehendem Link zu finden.

International Campaign for Free Tibet (ICT), 7. November 2016. Bildmaterial unter http://www.savetibet.org/distressing-scenes-at-tibetan-buddhist-academy-larung-gar-as-monks-and-nuns-compelled-to-leave/

Radio Free Asia, 28. November 2016

(Videos der Gesänge und Tänze unter: https://www.facebook.com/robbie.barnett.14/videos/vb.678252483/10153928642247484/?type=2&theater und https://www.facebook.com/robbie.barnett.14/videos/vb.678252483/10153933534462484/?type=2&theater

Ältere Mönche und Nonnen werden ausgewiesen, Han-Chinesen verschont

Nachdem die Ausweisungen in den vergangenen Wochen vornehmlich gemäss der Heimatprovinz der Bewohner erfolgte, werden jetzt gezielt ältere Mönche und Nonnen ausgewiesen. Viele von ihnen wohnen seit vielen Jahren dort und haben inzwischen das Alter von 70 Jahren oder darüber erreicht. Die Betroffenen, ob jung oder alt, werden teilweise in Fahrzeugen bis in 2000 km Entfernung von Larung Gar gebracht.

Auffallend ist, dass die Behausungen von Laienpersonen, die Han-Chinesen sind, von der Zerstörung ausgenommen werden. Ihre Eingangstüren werden von Kadern mit gelber Farbe markiert.

Radio Free Asia, 28. November 2016

 

Drohungen und Sanktionen gegen Mongolei wegen Besuch des Dalai Lama

Nach Drohungen und Sanktionen gegen die Tschechische Republik und die Slowakei wegen des Besuches des Dalai Lama  kam nun die Mongolei an die Reihe.

Im Vorfeld des viertägigen Besuches des Dalai Lama Ende November, der als strikt religiöser Besuch ohne offizielle Empfänge angekündigt wurde, setzte das chinesische Aussenministerium die Regierung der Mongolei bereits unter Druck und verlangte die Absage. Ein Sprecher sagte: „Um das generelle Bild einer robusten und stetigen Entwicklung unserer bilateralen Beziehungen zu bewahren, verlangen wir in aller Deutlichkeit, dass die Mongolei sich ihrer Position zu Tibet-Fragen verpflichtet fühlt, den Besuch des Dalai Lama nicht erlaubt und der Dalai-Clique keinerlei Unterstützung und Annehmlichkeiten zukommen lässt.“

Die wirtschaflich angeschlagene Mongolei, die sich derzeit bei China um ein Darlehen von umgerechnet 4.2 Milliarden US-Dollar bemüht, widerstand dem Druck und erlaubte den Besuch des Dalai Lama, der grosse Menschenmassen anzog.

Prompt erliess China nach dem Besuch Strafgebühren auf Gebrauchsgüter und Rohstoffe, die aus der Mongolei nach China eingeführt werden. Für Edelmetalle und Kupfer werden am Grenzübergang Gashuun Sukhait 0.2% des Gesamtwertes als „Gebühr“ berechnet. Jedes Fahrzeug, das mit Gütern die Grenze überquert, muss pro Fahrt eine Gebühr von umgerechnet US$ 1.45 bezahlen, und darüber hinaus noch etwa US$ 1.00 pro Tonne Ladung.

Das chinesische Aussenministerium dementierte jeglichen Zusammenhang mit dem Besuch des Dalai Lama, erklärte aber, die Mongolei müsse „wirksame Massnahmen ergreifen, um den negativen Effekt des Besuches“ zu beseitigen.

Associated Press, 18. November 2016

Reuters, 1. Dezember 2016

Passentzüge nicht nur für Tibeter, sondern auch für Uiguren

Im Vorfeld der Kalachakra-Zeremonie des Dalai Lama im Januar setzen die Behörden das Einziehen von Reisepässen bei Tibetern fort. Nun werden nicht nur Tibeter aufgefordert, ihre Pässe „für neue Stempel“ abzugeben und in Indien und Nepal befindliche Tibeter ultimativ zur Heimreise aufgefordert, sondern das jüngste Vorgehen ist noch rabiater. In manchen Regionen gehen Kader nun von Haus zu Haus und konfiszieren die Pässe auf der Stelle.

Seit Oktober werden auch in der uigurischen Unruheprovinz Xinjiang die Pässe eingezogen. Die Polizei forderte die Bewohner in sozialen Medien auf, umgehend die Pässe zu einer „Jahresinspektion“ abzugeben. Allerdings würden die Pässe nach dieser „Inspektion“ nicht mehr zurückgegeben, sondern bei der Polizei „aufbewahrt“. Laut Behördenmitteilung diene diese Massnahme der Aufrechterhaltung der „sozialen Ordnung“.

Süddeutsche Zeitung, 21. November 2016

International Campaign for Free Tibet (ICT), 2. Dezember 2016

Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von  Dr. Uwe Meya