„Tibeter sind glücklich“ – Ausländische Delegierte werden hintergangen
Anlässlich einer Konferenz über die ökonomische Entwicklung Tibets, an der auch ausländische Delegierte teilnahmen, wurden den Teilnehmern chinesische Propaganda-Statements unterschoben. Die Konferenz wurde von der Regionalregierung Tibets und dem Staatlichen Informationsbüro der Volksrepublik China organisiert mit dem Ziel, ausländische Investoren für Tibet zu interessieren. Am Ende der Konferenz publizierte am 14. August die offizielle chinesische Nachrichtenagentur Xinhua ein Dokument mit dem Titel „Lhasa Consensus“, in dem die Teilnehmer aus 30 Ländern angeblich die „Dalai Clique“ kritisieren und die „einseitige“ Berichterstattung der internationalen Medien bedauern.
Wörtlich heisst es im „Lhasa Consensus“ unter anderem: „Die Teilnehmer sind einstimmig der Meinung, dass das, was sie gesehen haben, radikal von dem abweicht, was der 14. Dalai Lama und die Dalai Clique behaupten. Die Stellungnahmen der Dalai Clique über Tibet sind entstellt und inkorrekt. Viele westliche Medienberichte sind einseitig…Die Teilnehmer [der Konferenz; UM] stellen fest, dass in Tibet ein gesundes wirtschaftliches Wachstum, soziale Harmonie, tief verwurzelte Kultur und eine wunderbare Landschaft vorherrschen und das Volk ein glückliches Leben geniesst…“
Darauf angesprochen, erklärten Delegierte aus Grossbritannien und Neuseeland, dass sie zwar „Kenntnis“ von der Schlusserklärung hätten, diese aber nicht unterzeichnet haben. Es bleibt abzuwarten, wir Delegierte aus anderen Ländern, u.a. Irland, Australien und Japan, darauf reagieren.
Twitter löscht gefälschte Accounts
Twitter hat nach internationalen Protesten gefälschte Accounts gelöscht, die chinesische Propaganda über Tibet verbreiteten. Free Tibet Campaign hatte in Zusammenarbeit mit der New York Times aufgedeckt, dass zahlreiche in China registrierte Accounts mit falschen Namen und teilweise entwendeten Bildern operieren und geschönte Nachrichten über Tibet oder den Dalai Lama verunglimpfende Stellungnahmen verbreiten [vergl. Tibet-Information vom 23. Juli 2014; UM]. Die Zahl der gefälschten Accounts wurde auf mehrere hundert geschätzt, und alle konnten auf Quellen in China zurück verfolgt werden.
Weitere drei Todesopfer nach Schüssen auf Tibeter in Kardze
Die Schüsse auf protestierende Tibeter im Bezirk Sershul in der Präfektur Kardze haben offenbar noch weitere Todesopfer gefordert. Bisher war von 5 Tibetern berichtet worden, die durch die Schussverletzungen starben. Sicherheitskräfte hatten das Feuer auf Tibeter eröffnet, die gegen die Verhaftung des Dorfvorstehers von Sershul protestiert hatten [vergl. Tibet-Information vom 18. und 21. August 2014; UM].
Free Tibet Campaign hat erfahren, dass die Frau des jüngsten Todesopfers, des 18-jährigen Jinpa Tharchin, Selbstmord begangen hat. Sie war im siebten Monat schwanger und hat sich erhängt. Ebenfalls starb die 67-jährige Dawa Lhamo, Tante des verhafteten Dorfvorstehers Wangdak, nach Misshandlungen in Haft. Sie soll durch die Schläge auf den Kopf eine Hirnblutung erlitten haben, der sie erlag. Auch starb einer der Sicherheitskräfte durch einen unabsichtlichen Nackenschuss seiner Kollegen; es ist nicht bekannt, ob er Tibeter oder Chinese war.
Gespräche über Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet?
Wu Yingjie, Vizesekretär der Kommunistischen Partei in Tibet, hat in einem Interview mit indischen Journalisten in Lhasa am 24. August erklärt, man befinde sich in Verhandlungen über die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet. Die Regierung führe Gespräche mit „persönlichen Gesandten“ des Dalai Lama, die in Beijing stattfinden. Diese Gespräche verliefen „reibungslos“, aber man rede nur über dessen persönliche Zukunft und nicht über den Status von Tibet. Mehrere Tibeter seien in der letzten Zeit aus dem Exil zurückgekehrt, zuletzt ein hoher Lama aus der Schweiz. Allen Tibetern im Exil, einschliesslich des Dalai Lama, stünde die Rückkehr nach Tibet offen, vorausgesetzt sie akzeptierten, dass Taiwan und Tibet ein Teil von China seien und sie „spalterische“ Aktivitäten aufgeben.
Als Journalisten nach den vor vier Jahren ergebnislos eingestellten Gesprächen der Gesandten des Dalai Lama fragten, antwortete Wu Yingjie, dass deren Vorschläge inakzeptabel seien. Wie solle China seine Armee aus Tibet abziehen? Es sei schliesslich auch undenkbar, dass Indien seine Armee aus Arunachal Pradesh abziehe. Auch würde nicht über den Einbezug von tibetischen Regionen ausserhalb der „Autonomen Region Tibet“ gesprochen.
Quellen: Free Tibet Campaign; The Hindu
Zusammengestellt und redigiert von Dr. Uwe Meya