NGO-Aktivist stirbt mutmasslich nach Folter in Haft –
Zwei Tage nach seiner vorzeitigen Haftentlassung ist der 33-jährige Tenzin Choedak, auch Tenchoe geannt, an seinen mutmasslich durch Folter erlittenen Verletzungen gestorben. Tenchoe hatte weniger als sechs seiner insgesamt 15 Jahre Haft im Chushur-Gefängnis in Lhasa verbüsst, als er in von seinen Verwandten in moribundem Zustand in das Institut für traditionelle tibetische Medizin in Lhasa (tib. Mentsekhang) eingeliefert wurde und dort nur wenige Stunden später starb. Zeugen berichteten, dass er von seinen Verwandten kaum erkannt wurde, so entstellt war er von Hirnverletzungen; dazu erbrach er Blut.
Tenchoe floh als neunjähriger Junge nach Indien und besuchte dort die Schule im Tibetan Children‘s Village in Dharamsala, bevor er 2005 aus freien Stücken nach Lhasa zurückkehrte. Er arbeitete für eine mit dem Roten Kreuz assozierte NGO sowie in Umweltprojekten in Lhasa und Shigatse.
Seine Festnahme erfolgte im Jahre 2008 unter dem Vorwurf, einer der Anführer der Unruhen in Lhasa vom März gewesen zu sein, und wurde nach Angaben von Verwandten und Zeugen schwer gefoltert. Während der Verhöre konzentrierten sich die Ermittler auf die Verbindung zu seinem Vater Khedup, der 1993 ins indische Exil geflohen war, und angeblich Tenchoe zu seinen Taten angestiftet habe.
Nachdem er zu 15 Jahren Haft verurteilt worden war, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zunehmend. Mehrfach sei er, jeweils in Hand- und Fussfesseln, schon in Spitäler eingeliefert worden. Die vorzeitige Entlassung aus der Haft soll erfolgt sein, weil ihn die behandelnden Ärzte aufgaben.
Vorzeitige Haftentlassungen, wenn sich der Gesundheitszustand so verschlechtert, dass mit dem Tod gerechnet werden muss, sind in Tibet nichts Neues. Noch im März 2014 war der 43-jährige Tibeter Goshul Lobsang ebenfalls nach schweren Misshandlungen entlassen worden und starb kurz darauf. Bei ihm wurde erstmals auch über den Einsatz schmerz erzeugender Injektionen als Foltermethode berichtet.
Vor einem Jahr hatte eine Expertengruppe, die für die Vereinten Nationen Minimalstandards für die Behandlung von Gefangenen ausarbeitet, eine Empfehlung gegeben, dass auch Todesfälle unmittelbar nach Haftentlassung untersucht werden müssten. China hatte sich heftig gegen diese Regeländerung gesträubt. Das Treffen der Expertengruppe in Brasilien, auf dem diese Änderungen besprochen werden sollten, wurde angesichts der dortigen Unruhen im Vorfeld der Fussball-Weltmeisterschaft auf unbestimmte Zeit verschoben.
Zusammenstoss mit Offiziellen nach erzwungener Wahl
Am 7. Dezember ereignete sich in der Ortschaft Darlag in der Präfektur Golog ein Zusammenstoss zwischen Bewohnern und lokalen Regierungsmitgliedern. Der Grund dafür war, dass die Offiziellen einen ihnen genehmen Kandidaten für ein Amt in der Lokalregierung wählen lassen wollten. An diesem Tag wurden in allen Ortschaften des Bezirks die Wahlen abgehalten.
Die Wahlberechtigten in Darlag verweigerten sich der Wahl des von der Bezirksregierung vorgeschlagenen Kandidaten namens Tenkyab und favorisierten ihren Kandidaten, Lokar, der angeblich die grössere Regierungserfahrung aufwies. Dieses Verhalten erzürnte den Präsidenten des Bezirks, Rinchen Tso, so sehr, dass er die Wähler beschimpfte. Zwei von ihnen wurden von Rinchen Tso and den Haaren gezogen und geschlagen. Die Rauferei endete damit, dass Rinchen Tso kurzerhand einen grossen Teil der schon abgegebenen Stimmen einzog; gewählt wurde Tenkyab mit den übrig gebliebenen Stimmen.
Darlag war im Juli d.J. Schauplatz eines tödlichen Unfalls, als ein Tibeter auf seinem Motorrad von einem chinesischen Lastwagenfahrer überrollt wurde. Danach kam es zu Unruhen, weil der Lastwagenfahrer nur einen Bruchteil seiner Geldstrafe abzahlen musste. Seitdem waren die Sicherheitsmassnahmen in Darlag erheblich verstärkt worden.
Quellen: Radio Free Asia RFA; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
Zusammengestellt und redigiert für die GTSF von Dr. Uwe Meya