Nach Satellitenschüsseln: Nun Razzien auf Mobiltelefone
Nachdem die Behörden im Januar Razzien auf Satellitenschüsseln durchgeführt haben, kommen nun Mobiltelefone an die Reihe. Am 7. März kam ein „Arbeitsteam“ nach Lhasa, das aus technischen Experten für die Mobiltelefonie besteht. Diese durchkämmen seitdem alle grossen Klöster in Lhasa nach persönlichen Mobiltelefonen, mit denen Mönche Informationen in das Ausland liefern können. Für jedes grosse Kloster, beginnend mit Drepung, gefolgt von Sera, Ganden, Ramoche und Jokhang, seien je 4 bis 5 Arbeitstage eingeplant. Unklar ist, was mit den Mobiltelefonen und ihren Eignern geschieht, sollte sich herausstellen, dass damit Informationen in das Ausland geschickt wurden.
Im Januar waren in der Präfektur Malho in Razzien sämtliche Satellitenschüsseln entfernt und zerstört worden, mit denen sich ausländische Sender empfangen lassen. Auch wurden diese aus allen Läden entfernt und durch solche Anlagen ersetzt, mit denen sich nur noch staatliche chinesische Programme empfangen lassen.
Fünf Festnahmen nach Protestaktion zum 10. März
Im osttibetischen Bezirk Kardze wurden 5 Tibeter verhaftet, die am Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes an einer Protestaktion beteiligt waren. Drei Mönche des Klosters in der Bezirkshauptstadt Sershul trugen ein grosses Banner mit einem Portrait des Dalai Lama über die Strasse und riefen Slogans für Freiheit, Demokratie und eine Lösung gemäss dem „Mittleren Weg“ [Autonomie, keine Unabhängigkeit für Tibet; UM].
Als die Sicherheitskräfte auf die Demonstration aufmerksam wurden und anrückten, wollten zwei Tibeter schlichtend eingreifen, doch wurden sie ebenfalls verhaftet. Es ist nicht bekannt, wo sich die Verhafteten derzeit befinden.
Verhaftungen und Verurteilungen wegen “Beihilfe zur Selbstverbrennung”
Weiter versucht China, mit Verhaftungen und Verurteilungen die These von der „Fremdsteuerung“ der Selbstverbrennungen aus dem Ausland zu belegen. Nach dem Todesurteil mit Hinrichtungsaufschub für einen Tibeter im Januar und der Verhaftung von insgesamt 70 Tibetern im Osten Tibets berichteten offizielle chinesische Zeitungen Anfang März von langjährigen Haftstrafen für drei Tibeter, die der „Beihilfe“ zu einer Selbstverbrennung im November beschuldigt wurden. In einem Prozess, der in der Region Kanlho, welche Schauplatz mehrerer Selbstverbrennungen war, unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter starken Sicherheitsvorkehrungen stattfand, wurden drei Tibeter zu Haftstrafen von 15, 11 und 10 Jahren verurteilt.
Ebenfalls meldete die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua die Verhaftung von 5 Tibetern in Osttibet, die angeblich „im Auftrag“ der Radiosender Radio Free Tibet und Voice of America sowie der Exilorganisation Tibetan Youth Congress (TYC), der für die Unabhängigkeit Tibets eintritt, Freiwillige für Selbstverbrennungen rekrutiert hätten. Die verhafteten Tibeter wären angeblich stets gleich nach Selbstverbrennungen vor Ort gewesen und hätten Bilder ins Ausland geschickt. Sowohl die Radiosender als auch TYC dementierten energisch, dass sie zu Selbstverbrennungen animieren würden.
Quellen: Phayul; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
Zusammengestellt für die GSTF von Dr. Uwe Meya