Tibet-Information der GSTF vom 14. Januar 2013

16. Januar 2013

Behörden konfiszieren Satellitenempfänger

In der Präfektur Malho, die Ende letzten Jahres Schauplatz mehrerer Selbstverbrennungen war, haben die Behörden mit einem Programm zur Beschlagnahme von Satellitenschüsseln begonnen. Insgesamt sollen bereits mehrere hundert Empfänger abmontiert und zerstört worden sein. So soll die Verbreitung von Nachrichten über Selbstverbrennungen unterdrückt werden. Auch sollen die Inhaber zu Geldstrafen für ihren Besitz verurteilt worden sein.

Ziel der Kampagne sind solche Satellitenschüsseln, die den Empfang ausländischer Radio- und Fernsehprogramme wie zum Beispiel Radio Free Asia oder Voice of America erlauben. Die Tibeter werden aufgefordert, nur noch Satellitenempfänger zu kaufen, die ausschliesslich die staatlichen chinesischen Sender empfangen können. Einige Tibeter vermuten, dass sich in diesen Empfängern auch Einrichtungen zur Überwachung der Haushalte befinden könnten.

 

Weitere Selbstverbrennung

Am 12. Januar zündete sich im Nordosten Tibets, in der Ortschaft Achok, Autonome Präfektur Kanlho (heute chinesische Provinz Gansu), der junge Tibeter Tseba an und starb sofort. Nach unbestätigten Angaben soll er 19 Jahre alt gewesen sein. Damit erhöht sich die Zahl der Selbstverbrennungen auf insgesamt 96.Als er in Flammen stand, habe er Parolen für die Rückkehr des Dalai Lama gerufen. Tibeter brachten seinen Leichnam für die Totenrituale in Sicherheit, bevor Sicherheitskräfte den Ort erreichten.

 

Propagandafilm über die „wahre Natur der  Selbstverbrennungen“

China hat Ende letzten Jahres einen Film ausgestrahlt, der die parteioffizielle Sichtweise über die Selbstverbrennungen wiedergeben soll, nämlich dass diese von „Drahtziehern im Ausland“, namentlich der „Dalai-Clique“, organisiert werden, um China zu schwächen und zu spalten.

Unterstützt wurde diese publizistische Kampagne durch eine Serie von Zeitungsartikeln und Interviews mit „Tibetologen“ in verschiedenen Zeitungen, die diese Sichtweise bekräftigen.

In dem Film sind Interviews mit verhafteten Tibetern zu sehen, die angeben, dass sie aus dem Ausland zur Planung und Durchführung von Selbstverbrennungen angestachelt wurden, und im Film als „Opfer“ dieser Kampagne dargestellt werden. Zuerst wurde der Film in CCTV-4 gezeigt, der sich in chinesischer Sprache an im Ausland lebende Chinesen wendet, danach aber auch in den englischen, spanischen, französischen, arabischen und russischen Kanälen von CCTV.

Schon am 20. Dezember hatten chinesische Medien von der Verhaftung zweier Tibeter in einem Gästehaus in Rongwo in der Präfektur Malho berichtet, die dort angeblich mit einem Kanister Benzin und Baumwolle aufgegriffen wurden. Die angebliche „Anstiftung“ aus dem Ausland wurde nach offizieller Darstellung damit belegt, dass beide Verhafteten nach ihrer Flucht aus Tibet im Jahre 2005 im tibetischen Exil in Indien gelebt und Kontakte mit dem Tibetischen Jugendkongress hatten, der im Gegensatz zur Regierung im Exil die Unabhängigkeit Tibets propagiert.

Quellen: Radio Free Asia RFA; Phayul

Zusammengestellt für die GSTF von  Dr. Uwe Meya