Rüffel für von China eingesetzten Panchen Lama?
Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping hat bei einem Treffen mit dem von der chinesischen Regierung eingesetzten Panchen Lama für die „nationale Einheit“ geworben. Xi habe den Panchen Lama gebeten, die „patriotische Tradition“ des tibetischen Buddhismus fortzusetzen, berichtete die staatliche Tageszeitung „China Daily“ am Donnerstag (http://africa.chinadaily.com.cn) am 10. Juni 2015). Wörtlich sagte Xi Jinping [Übersetzung aus der englischsprachigen Meldung; UM], er hoffe, der Panchen Lama werde „weiter das Mutterland und sein Volk im Herzen behalten und sich weiterhin entschieden für die Einigkeit des Landes und aller ethnischen Gruppen einsetzen“. Er solle die „Tradition seiner Vorgänger fortsetzen, um den tibetischen Buddhismus in die sozialistische Gesellschaft zu integrieren“. Der Begriff „patriotisch“ wird in China oft synonym mit „loyal“ zur Regierung verwendet.
Im Mai hatte der Panchen Lama, der in einem umstrittenen Verfahren eingesetzt wurde und bisher nie mit kritischen Äusserungen hervortrat, die Religionspolitk der chinesischen Regierung kritisiert. In einer Rede vor hohen Funktionären hatte er davor gewarnt, dass angesichts der schweren Restriktionen gegen Klöster, der „Patriotischen Umerziehung“ und anderer Kampagnen bald zu wenige Mönche verfügbar seien. Der Buddhismus in Tibet drohe „nur noch auf dem Papier“ zu existieren.
China verbietet öffentliche Feiern zum 80. Geburtstag des Dalai Lama
Überall in Tibet ergreifen die Behörden Massnahmen, um jegliche öffentliche Feiern zum bevorstehenden 80. Geburtstag des Dalai Lama zu verhindern.
Im Bezirk Machu in der heutigen chinesischen Provinz Gansu wurden am 5. Juni 2 Tibeter verhaftet, die vom 10. – 13. Juni ein Pferderennen organisierten, das für alle Tibeter aus den ehemaligen tibetischen Provinzen Kham und Amdo offenstehen sollte. Die Organisatoren hatten zur Bedingung gemacht, dass alle Teilnehmer mindestens ein Tier vor dem Schlachten bewahren und diese Tat dem langen Leben des Dalai Lama gewidmet wird. Auch wollten die Organisatoren den übermässigen Konsum von Alkohol und Glücksspiele während der Veranstaltung verbieten. Nach der Verhaftung der beiden, über deren Schicksal nichts weiter bekannt ist, wurden auch alle Zusammenkünfte auf dem vorgesehenen Gelände für das Pferderennen untersagt und eine grössere Zahl von Sicherheitskräften dort stationiert.
Im Kloster Jonang im Bezirk Dzamthang in der Präfektur Ngaba wurde eine Gebetszeremonie verboten, die ab dem 8. Juni für zwei Wochen dauern sollte und für die etwa 3‘000 Mönche und Nonnen eingeladen waren. Neben den Gebeten waren auch Debattierveranstaltungen über religiöse Themen geplant. Das Verbot erfolgte mit der Begründung, dass jegliche Feiern für den 80. Geburtstag des Dalai Lama verboten seien, und dass diese Veranstaltung auch in diesem Kontext stehe. Die Zahl der Sicherheitskräfte, die das Kloster überwachen, wurde erhöht.
Im Bezirk Pema in der Präfektur Golog zirkuliert eine offizielle Liste der Behörden mit dem Titel „20 Punkte für Stabilität“. Im einzelnen werden verboten: das Hissen der tibetischen Nationalflagge, Proklamieren von Slogans oder Komponieren von Liedern für die tibetische Unabhängigkeit, Abhalten von jeglichen Veranstaltungen zur Feier des Geburtstages, Aufstellen von Fotos des Dalai Lama, aber auch öffentliche Feiern nach der Entlassung von Gefangenen aus der Haft.
Radio Free Asia, 10. Juni 2015
Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von Dr. Uwe Meya