Tibet-Information der GSTF vom 23. Juli 2014

24. Juli 2014

Trotz Restriktionen: überall in Tibet Geburtstagsfeiern für den Dalai Lama

ICT hat Berichte, Videos und Fotografien aus allen Teilen Tibets zusammengestellt, die zeigen, dass überall in Tibet trotz scharfer Restriktionen am 6. Juli der 79. Geburtstag des Dalai Lama gefeiert wurde.

Ein Video aus Tawu im Osten Tibets zeigt, wie von Klöstern und Häusern Weihrauch aufsteigt und Tibetern mit lauten Rufen den Geburtstag feiern. Noch vor einem Jahr hatten Sicherheitskräfte in die feiernde Menge geschossen und 9 Tibeter schwer verletzt [vergl. Tibet-Information vom 11. Juli 2013; UM]. Auch in zahlreichen anderen Regionen feierten Tibeter den Geburtstag bei Picknicks, stellten Dalai-Lama-Bilder auf, entzündeten Weihrauchfeuer und boten Opfergaben. Mönche des Labrang-Klosters im Nordosten Tibets zelebrierten auf den Weiden unterhalb des Klosters ein Langlebensgebet. Auf Internetplattformen wurden eigens für den Dalai Lama komponierte Lieder und Gedichte publiziert.

In Lhasa dagegen wurden deutlich mehr Sicherheitskräfte als üblich an „sensitiven“ Punkten wie der Altstadt und dem Norbulingka, dem Sommerpalast der Dalai Lamas, postiert. In von Tibetern bewohnten Gebieten der Provinz Sichuan waren öffentliche Zusammenkünfte von mehr als drei Familien verboten, Sicherheitskräfte wurden auf Märkten stationiert, und das populäre soziale Netzwerk WeChat ausgeschaltet.

Fotos der Feieren und Übersetzungen von Liedern und Gedichten sind zu finden auf http://www.savetibet.org/tibetans-celebrate-dalai-lama-birthday-in-tibet-despite-intensified-surveillance-and-military-presence/.

Protest gegen gefälschte Twitter-Accounts

Die Free Tibet Campaign hat einen Protestbrief an Twitter-CEO Dick Costolo verfasst, in dem sie gegen aus China gefälschte Twitter-Accounts protestiert und Twitter auffordert, gegen diese vorzugehen. Nach Recherchen von Free Tibet Campaign und New York Times wurden etwa 100 aus China manipulierte Accounts identifiziert, die verfälschende Nachrichten über Tibet verbreiten und den Dalai Lama verunglimpfen. Dazu gibt es Verdachtsfälle auf „hunderte“ weitere gefälschte Accounts.

Die Urheber der gefälschten Accounts bedienen sich dabei meist erfundener westlicher Namen kombiniert mit Profilfotos und –beschreibungen realer Personen, Firmen oder Organisationen, die davon nichts ahnen. So wurden bei der Recherche Fotos von Schulkindern gefunden, die den Webseiten von Fotostudios entnommen wurden, sowie Fotos von Webseiten prominenter Persönlichkeiten und Models. Twitter-Profile wurden entwendet unter anderem von einem Sportjournalisten, einem schottischen Choreografen und einem Möbelgeschäft.

Dazu „streuen“ die Urheber der gefälschten Accounts auch den Begriff „#Tibet“ in andere Tweets, die gar nicht von Tibet handeln, um so die Online-Suche nach pro-tibetischen Mitteilungen zu erschweren.

 

Aufwändige Renovation der Geburtshäuser von Dalai Lamas

ICT hat einen ausführlichen Bericht über aufwändige Renovationen der Geburtshäuser der Dalai Lamas publiziert. Darin wird die These aufgestellt, dass die kostspieligen Renovationen der Häuser, die ironischerweise unter chinesischer Regie während der Kulturrevolution zerstört wurden, vor allem propagandistischen Zwecken dient. So wolle die chinesische Regierung zeigen, dass sie das „kulturelle Erbe“ bewahrt, und konterkariert damit den Vorwurf des Dalai Lama nach „kulturellem Genozid“. Verbunden damit ist auch eine dramatische Urbanisierung der Region um das Geburtshaus des 14. Dalai Lama im Norden Tibets mit dem Ziel, die Infrastruktur der Region für den Abbau von Bodenschätzen zu verbessern und „Hightech“-Industrie anzusiedeln.

Die Renovationen umfassen nicht nur den Geburtsort des jetzigen Dalai Lama, sondern auch seiner Vorgänger. Besonders delikat ist der Geburtsort des 6. Dalai Lama in der zwischen China und Indien umstrittenen Grenzregion Tawang. Laut offiziellen chinesischen Medien soll dieser Ort durch die Renovationen „zurückgewonnen“ werden, wobei offenbar gemeint ist, dass die Renovation den Gebietsanspruch Chinas untermauert.

China steht hier in dem Dilemma, sich auf der einen Seite als „Bewahrer der Kultur“ darzustellen, um so Einfluss auf die Identifikation des 15. Dalai Lama zu gewinnen, andererseits es aber zu vermeiden, dass diese Orte zu viele Pilger anziehen und sie zu Identifikationsorten einer tibetischen Bewegung werden. So kann es vorkommen, dass zu „sensitiven“ Daten der Besuch der Geburtsorte der Dalai Lamas nicht erlaubt wird und auch die Wegbeschreibungen relativ spärlich und ungenau sind. ICT fand mehrere Blogs von Ausländern und auch Chinesen, die Mühe hatten, die Orte zu finden und zu „sensitiven“ Zeiten wie etwa nach den Unruhen im Jahre 2008 vom Personal unwirsch aus den Gebäuden komplimentiert wurden.

Der detaillierte Bericht mit Fotos kann auch heruntergeladen werden auf http://www.savetibet.org/chinese-policy-and-the-dalai-lamas-birthplaces/.
Quellen: International Campaign for Tibet ICT; Free Tibet Campaign/New York Times

Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von Dr. Uwe Meya