Teenager verhaftet, insgesamt über 1‘000 Inhaftierte in Driru
Im Bezirk Driru, das seit Oktober Schauplatz mehrerer Proteste, Verhaftungen und „Umerziehungskampagnen“ ist, nachdem sich Anwohner den erzwungenen Loyalitätskundgebungen für China verweigert hatten, werden jetzt sogar Teenager verhaftet.
Vor wenigen Tagen wurde Bumchok, ein 16-jähriger Junge verhaftet, weil er eine chinesische Flagge verbrannt haben soll. Fünf Tage später wurden Choedron, ein 16-jähriges Mädchen und die 27-jährige Yangchen unter gleichem Verdacht in Haft genommen. Bumchok wurde einige Tage später, eskoriert von etwa 20 Polizisten mit vorgehaltener Waffe, nach Hause gebracht. Die Polizisten durchsuchten das Haus und nahmen Bumchok wieder mit, weil sie dort ein Foto des Dalai Lama fanden. Über das Schicksal der Verhafteten ist weiter nichts mehr bekannt.
Laut RFA sind seit Beginn der Proteste in Driru über 1‘000 Personen verhaftet worden. Der Jüngste soll ein 10-jähriger Junge sein. Der Name eines 12-jährigen verhafteten Jungen ist RFA bekannt. Der älteste Häftling ist laut RFA 72 Jahre alt. Auch soll die Mutter eines erst ein Monat alten Kindes in Haft sein.
Kloster in Driru geschlossen, Mönch verhaftet
Ebenfalls im Bezirk Driru wurde das Kloster Drongna geschlossen und der Debattierlehrer Kalsang Dhondup verhaftet. Nachdem sich die Nachrichten über die Verhaftung des angesehenen Mönches und Gelehrten Ngawang Jamphel am 23. November im Kloster Tarmoe und die Proteste der dortigen Mönche verbreitet hatten, wurden die Kloster Drongna und Rabten von Sicherheitskräften umstellt. Ob auch das Kloster Rabten geschlossen wurde, ist nicht bekannt. Bereits vorher waren 8 Mönche von Rabten verhaftet worden, die in angrenzenden Provinzen studierten.
Der verhaftete Ngawang Jamphel starb am 17. Dezember mutmasslich an erlitteten Misshandlungen in Haft [vergl. Tibet-Informationen vom 19. Dezember 2013; UM]. Die chinesische Regierung beobachtet die Lage in Driru mit grosser Sorge und greift hart ein, um eine Ausweitung der Proteste auf andere Regionen zu verhindern.
16 protestierende Mönche in Chamdo verhaftet
Auch in der osttibetischen Präfektur Chamdo wurden Mönche verhaftet. Sie hatten gegen die Inhaftierung des in der Region sehr angesehenen Gelehrten Khenpo Kartse (38) protestiert. Dieser war am 6. Dezember im mehrere hundert Kilometer entfernten Chengdu, der Hauptstadt von Sichuan, verhaftet worden, als er gerade eine Statue für sein Kloster kaufen wollte. Ihm wurde vorgeworfen, an Protestaktionen in Chamdo beteiligt gewesen zu sein. Offenbar waren ihm Sicherheitsoffiziere aus Chamdo extra hinterher gereist, um ihn festzunehmen.
Die verhafteten 16 Mönche hatten am 18. Dezember eine Protestdemonstration veranstaltet. Regierungsvertreter hatten sie beruhigt und versprochen, sich des Falles anzunehmen. Drei Tage darauf wurden die Mönche aber verhaftet.
Unterdessen rief Khenpo Kartse in einem Schreiben aus dem Gefängnis die anderen Mönche aus seinem Kloster dazu auf, Ruhe zu bewahren und nicht weiter zu protestieren. Ihm gehe es gut, und er sei nicht misshandelt worden. Ob das Schreiben echt ist, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Khenpo Kartse hatte sich bei dem grossen Erdbeben in Yushu im April 2010 einen Namen gemacht, als er Rettungsarbeiteten anleitete.
Quellen: Phayul; Radio Free Asia RFA
Zusammengestellt für die GSTF von Dr. Uwe Meya