Der 5-Punkte-Plan des Dalai Lama

Im September 1987 machte der Dalai Lama einige Vorschläge, die seither als Fünf-Punkte-Friedensplan bezeichnet werden:

  1. Die Umwandlung von ganz Tibet, einschliesslich der östlichen Provinzen Kham und Amdo, in eine Zone des Ahimsa (Gewaltlosigkeit);

  2. die Aufgabe der chinesischen Politik der Bevölkerungsumsiedlungen,

  3. die Achtung der grundlegenden Menschenrechte und demokratischen Freiheiten des tibetischen Volkes;

  4. die Wiederherstellung und den Schutz der Umwelt Tibets und

  5. die Aufnahme ernsthafter Verhandlungen über den künftigen Status Tibets sowie von Beziehungen zwischen dem tibetischen und dem chinesischen Volk.

Friedenszone

Folgende Punkte sind Schlüsselfaktoren der vorgeschlagenen Zone der Ahimsa:

  • Entmilitarisierung der gesamten tibetischen Hochebene;
  • Verbot der Herstellung, Erprobung und Lagerung von Atomwaffen und anderem Kriegsmaterial in der tibetischen Hochebene;
  • Verwandlung der tibetischen Hochebene in den grössten Naturpark oder die grösste Biosphäre der Welt; Erlass strenger Gesetze zum Schutz von Fauna und Flora; sorgfältige Regelung der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, um wichtige Oekosysteme nicht zu schädigen; eine Politik der vernünftigen und aufrechtzuerhaltenden Entwicklung in den bevölkerten Gebieten;
  • Verbot der Herstellung und des Einsatzes von Atomenergie und
    anderer Technologien, bei denen gefährliche Abfallstoffe anfallen;
  • Ausrichtung der nationalen Ressourcen und der Politik auf eine aktive Förderung des Friedens und des Umweltschutzes; Organisationen, die sich für die Förderung des Friedens und den Schutz des Lebens in jeder Form einsetzen, wären in Tibet sehr willkommen;
  • Förderung der Einrichtung internationaler und regionaler Organisationen zur Stärkung und zum Schutz der Menschenrechte in Tibet.

Verleihung des Friedesnobelpreis 1989

Für seinen unermüdlichen Einsatz mit gewaltlosen Mitteln und durch
Dialog eine Lösung für das Tibetproblem zu finden, erhielt der Dalai Lama
1989 den Friedensnobelpreis.

China verweigert Verhandlungen

Da der Dalai Lama keinen unabhängigen Staat Tibet fordert, wird seine Politik „Politik des Mittleren Weges“ genannt. Diese führte bisher zu keinen direkten Verhandlungen mit der chinesischen Regierung, da diese jeden Dialog mit der exil-tibetischen Regierung ablehnt. Solange der Dalai Lama auf Unabhängigkeit poche, sei kein Dialog möglich. Der Dalai Lama hat wiederholt erklärt, er bestehe nicht auf Unabhängigkeit sondern auf eine echter Autonomie für Tibet.

Carsten Nebel, 28.09.1998

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