rfa.org, 15. April 2014 –
Am Dienstag um die Mittagszeit verbrannte sich der 32jährige Thinley Namgyal in der Nähe eines chinesischen Regierungsgebäudes in der Gemeinde Khangsar im Bezirk Tawu (chin. Daofu) in der TAP Kardze, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren.
„Er brannte lichterloh, und so dauerte es nicht lange, bis er starb“, teilte ein Bewohner von dort, der anonym bleiben möchte, RFA mit.
„Er verbrannte sich aus Protest gegen die chinesische Politik und Herrschaft“, sagte eine andere Quelle. Tibeter, die Zeugen des Feuerprotestes wurden, brachten Namgyals Körper sofort, noch vor Eintreffen der Polizei, in das nahegelegene Kloster Gonthal, damit dort die letzten Riten vollzogen werden konnten.
Später übergab das Kloster den Körper des Verstorbenen der Familie. Namgyal hinterlässt seine Mutter und zwei ältere Brüder. Die chinesischen Behörden verschärften sofort die Kontrollmassnahmen in der Gegend und schalteten das Mobiltelefonnetz und andere Kommunikationsmittel ab. Jetzt ist es sehr schwierig, irgend jemanden in der Gegend von Tawu zu erreichen.
Im Bezirk Tawu schossen die chinesischen Sicherheitskräfte letztes Jahr auf Tibeter und warfen Tränengaspatronen auf etwa eintausend Mönche und Nonnen, die sich versammelt hatten, um den Geburtstag des Dalai Lama zu feiern.
Namgyal ist der 131. Fall einer Selbstverbrennung in Tibet, seit die feurigen Proteste als Widerstand gegen Pekings Herrschaft über die tibetischen Gebiete und als ein Schrei nach der Rückkehr des Dalai Lama 2009 begannen.
Am 29. März hatte sich eine 31jährige Nonne in der Nähe des Ba Choede Klosters im Bezirk Bathang, ebenfalls in der Präfektur Kardze, in Brand gesetzt. Daraufhin stürzte die Polizei zum Kloster Ba Choede und ergriff diverse restriktive Massnahmen, unterband jegliche Kommunikation und nahm mehrere der Nonnen, die ihr nahestanden, fest.
Infolge von vier Selbstverbrennungsprotesten in dieser Region in den letzten Jahren sind die ihr auferlegten Restriktionen und Kontrollen ganz besonders hart.
„Immer wieder zünden sich Tibeter in Tibet an, weil China weiterhin zur Gewalt greift, um ihnen ihre grundlegenden Menschenrechte zu verweigern und ihnen nicht erlaubt, ihre eigene Zukunft als ein Volk zu bestimmen“, kommentierte die Direktorin der Organisation „Free Tibet“.
Unter Bezugnahme darauf, dass China diese Woche einen sehr beachteten Menschenrechtsdialog mit Grossbritannien verschob, sagte sie, „China mag sich selbst zwar nicht für verantwortlich für Menschenrechtsverletzungen halten, aber solche Menschenrechtsverletzungen gehen jeder Selbstverbrennung voraus.“
„Die Proteste und der Tod von Thinley Namgyal und anderen Tibetern, die diesen extremen Schritt taten, sollten es der globalen Gemeinschaft in Erinnerung rufen, dass China sehr wohl die Verantwortung dafür trägt“.
Die chinesischen Behörden haben die allgemeine Überwachung verschärft, um den Selbstverbrennungsprotesten Einhalt zu gebieten, sie nahmen zahlreiche Tibeter fest und verurteilten sie zu Gefängnis, manche bis zu 15 Jahren, unter dem Vorwand, sie hätten etwas mit den Feuerprotesten zu tun.
Meldung von Phayul vom 19. April: Ein Verwandter von Thinley Namgyal namens Rikchung wurde festgenommen, weil er Bilder der Selbstverbrennung gemacht und sie ins Ausland verschickt habe, teilte der Exiltibeter Lobsang Jinpa mit. Rikchung ist Inhaber eines Ladens in der Stadt Khangsar, wo Thinley Namgyal sich verbrannte. Die Behörden zwangen Thinleys Familie seinen Körper unverzüglich zu kremieren.
Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
Arbeitsgruppe München
N-TV, 16.4.14 –
Wieder hat sich ein Tibeter aus Protest gegen die Politik der chinesischen Zentralregierung in Peking in Brand gesteckt und ist kurz darauf seinen schweren Verbrennungen erlegen. Der Sender Radio Free Asisa (RFA) und die in Grossbritannien ansässige Menschenrechtsgruppe Free Tibet teilten mit, dass sich der 32-jährige Thinley Namgyal in der Autonomieregion Kardze in der Provinz Sichuan anzündete und kurz darauf starb. RFA zitierte einen Bewohner mit den Worten, der Mann habe sich aus „Protest gegen Chinas Politik und Herrschaft“ das Leben genommen.
Seit dem Vorfall seien die Kommunikationsverbindungen in dem betroffenen Bezirk Tawu unterbrochen, berichtete der Sender. Der Mann war der jüngste Sohn einer halbnomadisch lebenden Bauernfamilie. Seit 2009 haben sich den Berichten zufolge schon mindestens 125 Tibeter aus Protest gegen China angezündet. Erst Ende März hatte sich ebenfalls in Kardze eine tibetische Nonne während eines rituellen Gebets angezündet. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht.
China hält Tibet seit dem Jahr 1951 besetzt und kontrolliert die autonome Region sowie die anliegenden Provinzen, in denen ebenfalls zahlreiche Tibeter leben, mit harter Hand. Die Tibeter klagen über soziale und kulturelle Unterdrückung.