Tibetische Nomaden müssen nach der Zwangsräumung ihrer Häuser betteln gehen

30. Oktober 2017

Nachdem tibetische Nomaden in mindestens zwei Kreisen der Präfektur Yulshul (chin. Yushu) in der Provinz Qinghai zur Aufgabe ihres Hirtendaseins und zum Leben in festen, vor einigen Jahren für sie gebauten Häusern gezwungen wurden, lässt die chinesische Regierung diese Häuser nun abreissen. Über eine Entschädigung liess sie nichts verlauten.

Wie Radio Free Asia berichtete, wurden die Nomaden aus ihren Häusern vertrieben, um Platz für neue Entwicklungsprojekte zu schaffen, darunter auch Wohnhäuser für chinesische Offizielle und Tourismus-Komplexe.

Viele, die ihre Herden verkauft hatten und ohne eine Möglichkeit für ihren Lebensunterhalt vorübergehend in Zeltlagern hausen, sehen sich gezwungen, in den benachbarten Ortschaften zu betteln, um irgendwie zu überleben.

Chinesische Bauarbeiter sind bereits in der Gegend angekommen und haben damit begonnen, die Stadtviertel, die für die Ansiedlung der Nomaden errichtet wurden, abzureissen.

„Wenn die Regierung es nicht schafft, ihnen eine neue Unterkunft zur Verfügung zu stellen, planen die vertriebenen Tibeter bis zum nächsten Jahr in ihren Zelten zu leben“, erklärte die Quelle.

Andere nomadische Gruppen, die noch Vieh besassen, sind nach den amtlichen Anordnungen wieder in die Gegenden zurückgekehrt, aus denen sie ursprünglich kamen, wie aus den Quellen verlautet.

Früher erklärte China, die Nomaden würden sesshaft gemacht, damit sie in den Genuss moderner Errungenschaften kämen, wie Bildung und Gesundheitsfürsorge. Die meisten der Nomaden widersetzten sich den Plänen der Regierung, sie der einzigen Lebensweise, die sie seit Generationen kannten, zu entfremden.

Ähnlichen Berichten zufolge würden die gewaltsam geräumten Umsiedelungsareale ausserhalb der Kreisverwaltung von Dzatoe (Zeduo) im Rahmen einer letztes Jahr angekündigten Politik jetzt als Wohngebiete für chinesische staatliche Angestellte und Touristeneinrichtungen erschlossen werden.

Nun wurden jedoch solche umgesiedelten Tibeter in einem Dorf in der Nähe der Ortschaft Domda im Kreis Tridu (Chenduo), Präfektur Yulshul, aufgefordert, in ihren einstmaligen nomadischen Lebensraum zurückzukehren, da ihre neuen Häuser abgerissen werden. Wie dortige Quellen im Juni dieses Jahres sagten, sollen auf den Trümmern ihrer Häuser Wohnungen für neue chinesische Zuwanderer und Touristenhotels gebaut werden.

Es heisst, ehemalige Nomaden, die noch ein paar Tiere besassen, seien zu ihren früheren nomadischen Weidegründen zurückgekehrt, während jene ohne solche Tierbestände jetzt in Zeltsiedlungen wohnen, wo sie hoffen, irgendeine Art von staatlicher Hilfe zu bekommen.

 

Tibetan Review, http://www.tibetanreview.net/, 8. Oktober 2017
Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer