27Nahezu fluchtartig verliess der in den Niederlanden lebende tibetische Künstler Tashi Norbu Hongkong. Er sollte am 5. März anlässlich der Ausstellungseröffnung in der iAOHiN Amber Gallery in Macao eine live Performance durchführen, jedoch kontaktierte ihn ein Agent der Galerie in Hongkong vor der Einreise nach Macao und warnte ihn, er würde dort möglicherweise verhaftet und deportiert. Noch am gleichen Tag verliess Tashi Norbu Hongkong nach Indien. In einem Interview mit Radio Free Asia nach Ankunft in Dharamsala sagte der Künstler, ein hochrangiger Offizier der chinesischen Regierung habe die Galerie kurz zuvor informiert, er sei auf der „schwarzen Liste“ und er solle „zu seiner eigenen Sicherheit“ nicht nach Macao einreisen. Auch könne die Galerie nicht für seine Freiheit in Hongkong garantieren. Der Direktor der Galerie verwies ihn auf „frühere Vorfälle“, in denen Künstler in Macao bereits im Visier der chinesischen Regierung waren.
Obwohl Tashi Norbu seine künstlerische Arbeit als „unpolitisch“ bezeichnet, verwendete er in der Vergangenheit Szenen mit dem Dalai Lama und gelben Regenschirmen, den Symbolen des demokratischen Protests in Hongkong von 2014. Er war bereits im vergangenen Jahr bei Ein- und Ausreise in Macao, wo er ebenfalls in einer Galerie ausstellte, für kurze Zeit an der Grenze festgehalten worden.
Im Vorfeld der diesjährigen Ausstellung waren ihm schon über mehrere Monate Beschränkungen auferlegt worden. Die Galerie hatte ihm auf Anweisung von Regierungsbehörden mitgeteilt, er dürfe keine Kleider tragen, die ihn als Tibeter erkennbar machten. Er wählte komplett weisse Kleider, aber auch diese wurden untersagt, da sie als Friedenszeichen und damit als Protest gegen Chinas Herrschaft in Tibet ausgelegt werden könnten. Die Wahl eines Hahns als Motiv aus dem tibetischen Kalender wurde zunächst bewilligt, kurz vor der Ausstellung aber wieder untersagt, weil die Kontur der chinesischen Landkarte ähnelte, und diese Darstellung sei ihm als Tibeter nicht erlaubt. Die Zeitung Hongkong Free Press gab an, dass die Galerie jährlich mit bedeutenden Geldsummen vom China Cultural Industries Fund gefördert wird und offensichtlich nicht den Verlust dieser Subventionen riskieren wollte.
Quelle: Radio Free Asia
Übersetzung: Dr. Uwe Meya