Tibetischer Mönch verbrannte sich in Kardze und forderte dabei Freiheit für Tibet

4. Dezember 2017

Wie aus tibetischen Quellen hervorgeht, setzte sich ein Mönch in der Provinz Sichuan als ein  Zeichen gegen die chinesische Herrschaft in den tibetischen Gebieten in Brand und starb dabei.

Damit steigt die Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet auf 151, seit die Welle dieser Feuerproteste 2009 begann.

Der 63jährige Tenga, ein Mönch eines Klosters im Bezirk Kardze, Provinz Sichuan, setzte sich am 26. November in Brand und erlag seinen Verbrennungen. Dies teilte ein in Südindien lebender Tibeter unter Berufung auf Quellen in Kardze mit.

In Flammen stehend soll er „Freiheit für Tibet“ gerufen haben, wie aus einer zweiten Quelle in Tibet verlautet, die anonym bleiben muss. „Kurz danach erschienen Sicherheitskräfte und bewaffnete Polizei am Ort des Geschehens und beschlagnahmten seinen Körper“.

„Sofort war die Gegend von Sicherheitskräften überschwemmt, und die Angehörigen des Mönches in dem Dorf Dando werden nun von der chinesischen Polizei schärfstens überwacht“. „Polizisten sind um sein Haus herum im Einsatz, Telefonanrufe gehen ins Leere, daher ist es unmöglich, die jetzige Lage einzuschätzen“.

„Die Polizei hat Tengas Körper der Familie noch nicht zurückgegeben“, verlautet aus einer dritten Quelle.

Die Nachricht über Tengas Feuerprotest am Sonntag drang wegen der von den Behörden in der Gegend von Kardze verhängten Kommunikationssperre erst etwas verspätet durch.

Telefonverbindungen und soziale Online-Medien sind nun in der Gegend völlig blockiert, wo sich der Protest ereignete, wie die Quelle in Südindien mitteilte. Ein Telefonanruf nach Kardze sei abrupt abgebrochen worden.

„Was wir jedoch sicher wissen, ist, dass er sich für die Sache Tibets verbrannte und dass er Freiheit für Tibet forderte“, fügte der Tibeter in Südindien hinzu.

Tenga lebte und praktizierte früher in dem Kloster von Kardze, ehe ihn gesundheitliche Probleme zwangen, das Kloster zu verlassen. Seitdem wohnte er zuhause in dem Dorf Dando, wo er für die Ortsansässigen Gebetsunterweisungen gab, die ihn ehrenvoll „Gen (Lehrer) Tenga“ nannten. Es heisst, er habe mit grossem Interesse die Ereignisse in Tibet und auf der ganzen Welt verfolgt.

Der Bezirk Kardze ist eines der Hauptzentren des tibetischen Widerstandes gegen die chinesische Besatzung. In den letzten Jahren gab es eine ganze Reihe von Demonstrationen, und seit 2011 verbrannten sich dort 13 Tibeter. Im April dieses Jahres starb Wangchuk Tseten (1) ein weiterer Bewohner Kardzes, nach einem tödlichen Selbstverbrennungsprotest.

John Jones, Kampagnen-Referent von Free Tibet, kommentierte:

„Die Bilder von Tengas Protest sind schockierend. Einige möchten wegschauen, andere wundern sich, warum jemand sich zu so einer drastischen Tat gedrängt fühlt. Aber wir dürfen nicht vergessen, was hier geschieht. Wir müssen bedenken, dass die Mehrheit der Tibeter, ob sie nun 16 Jahre alt sind wie Chakdor Kyab (2) oder 63 Jahre alt wie Tenga, nur ein Leben unter Besatzung gekannt haben. Ihr Land wurde von der chinesischen Armee weggeschnappt, ehe sie überhaupt geboren wurden und sie sind in einer Welt täglicher Ungerechtigkeiten und Menschenrechtsverletzungen aufgewachsen. Diese Ungerechtigkeiten und Misshandlungen geben Anlass zu den Selbstverbrennungsprotesten. Tengas Schrei, als er sich in Flammen setzte ‚Wir wollen Freiheit in Tibet’ war deutlich und entschieden. Wir schulden es Tenga und seinen Landsleuten, seinen Ruf zu beherzigen und zu verstehen, warum er solch eine Art des Protestes wählte. Die Regierungen weltweit müssen all ihr diplomatisches Gewicht in die Waagschale werfen, um Peking zu bewegen, seinen Kurs zu ändern und dem tibetischen Volk zu erlauben, in Freiheit zu leben“.

(1) 17. April 2017, Noch ein Tibeter verbrannte sich aus Protest gegen Chinas Unterdrückung und starb, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/ctc/2017/WangtschukTseten_17.4.17.html

(1) Chakdor Kyab setzte sich am 2. Mai in der Nähe des Klosters Bora im Bezirk Sangchu, TAP Kanlho, Amdo, in Brand und forderte dabei Freiheit für Tibet und die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet.

 

Radio Free Asia, www.rfa.org, Free Tibet, www.freetibet.org, 29. November 2017
Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer