In einem Behördenerlass vom 27. Mai wird es Primarschülern verboten, während des heiligen Monats Saga Dawa (Geburt, Erleuchtung und Tod Buddhas) an religiösen Aktivitäten teilzunehmen. Die Eltern müssen dafür sorgen, dass ihre Kinder sich nicht an irgendeiner «abergläubischen oder religiösen Aktivität» beteiligen. Saga Dawa ist nach tibetischer Tradition vor allem dazu bestimmt, Gebete zu verrichten, an Bettler zu spenden und sich in Mitgefühl zu üben.
Dieses Verbot ist im Kontext der Kampagne der «Vier Lieben» zu sehen, die speziell im Jahr des 14. Volkskongresses Loyalität für die Staats- und Parteiführung fördern soll. Die Kampagne fordert generell, dass sich alle religiösen Institutionen, aber auch Schulen und Universitäten, zum unbedingten Gehorsam gegenüber Partei und Staat verpflichten. Wie nervös und verunsichert die Regierung wirkt, zeigt sich u.a. in einer Rede, die der lokale Parteivorsitzende in der Autonomen Region Tibet, Wu Yingjie, am 10. Mai hielt. Militärische Terminologie verwendend sagte er, Tibet befinde sich «in einer intensiven Schlacht» gegen die «destruktive Sabotage der Dalai-Clique».
Tibet-Informationen von Dr. Uwe Meya
Quelle: International Campaign for Tibet ICT, 12. Juni 2017