Die kalifornische Universität hatte den Dalai Lama als Sprecher für die Graduiertenfeier im Juni d.J. eingeladen. Schon vorab regte sich Widerstand: mehrere chinesische Vereinigungen in Kalifornien hatten sich bei der Universitätsleitung beschwert, die Einladung würde „die Gefühle des chinesischen Volkes verletzen“. Dem Kanzler wurde vorgeworfen, er habe lobende Worte für den Dalai Lama gefunden, ohne zu wissen, was dieser eigentlich im Schilde führe. Dennoch hielt die Universität an der Einladung fest, sicherte aber zu, der Dalai Lama werde sich nicht zu politischen Themen äussern [vergl. Tibet-Information vom 2. März 2017; UM].
Nun folgte die Vergeltung. Ein Professor an der Universität berichtete, er habe erfahren, dass der Rat für Stipendien, eine Abteilung des chinesischen Erziehungsministeriums, alle Stipendien für Graduierte und Professoren für San Diego gestrichen habe. Die Universitätsleitung teilte mit, sie habe davon nur inoffiziell erfahren und warte auf eine offizielle Bestätigung.
Nicht betroffen sind Studenten ohne Abschluss und solche, die bereits ein US-Visum für den Aufenthalt in San Diego erhalten haben. Ein Studienaufenthalt auf eigene Kosten ist nach wie vor möglich. Damit dürfte sich die Zahl der Betroffenen in engen Grenzen halten; dennoch ist die Sperrung der Stipendien ein deutlicher Wink an andere Institutionen, dass sie bei Einladungen an den Dalai Lama mit Strafmassnahmen rechnen müssen.
Chinesische Studenten machen insgesamt 10.5% aller Studenten an der Universität San Diego aus, und 55.7% aller
internationalen Studenten.
Quartz, 19. September 2017
Von Dr. Uwe Meya