Renommierte tibetische Schule in Golok
Die Behörden in Tibet setzen die Serie von erzwungenen Schliessungen tibetischer Schulen fort. In der Vergangenheit wurde wie in Drago in Ost-Tibet sogar das Lehrpersonal gezwungen, das Schulgebäude umgehend abzureissen [vergl. Tibet-Information vom 8. November 2021; UM]. Am 12. Juli musste nun eine sehr renommierte Schule in Golok im Nordosten Tibets schliessen. Es handelt sich um die früher mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Jigme Gyaltsen Nationalities Vocational High School. Als Grund für die Schliessung wurde ein wenig plausibler Grund genannt: es sei der Verdacht entstanden, dass entgegen den Bestimmungen Mönche und Nonnen unter 18 Jahren die Schule besucht hätten.
Bereits früher hat es laut Bericht der Central Tibetan Administration im Exil in Dharamsala Versuche gegeben, die Schule mit Anschuldigungen unter Druck zu setzen. Einmal wurde eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern beschuldigt, sie hätten als Gruppen-Logo ein Element aus der verbotenen tibetischen Nationalflagge verwendet. Gegen den Gründer und Namensgeber der Schule, Jigme Gyaltsen, wurde unter dem Vorwurf, er habe als Präsident von zwei Stiftungen Bestechungsgelder angenommen, ein Verfahren eingeleitet.
Die Schule wurde 1994 nach Genehmigung durch die lokalen Behörden mit 86 Schülerinnen und Schülern gegründet; diese Zahl wuchs zum Zeitpunkt der Schliessung auf 1400 an. Sie bot ein breites Angebot an Fächern an: englische Sprache, Computerwissenschaften, Ingenieurwesen, Medizin und Sport. Die Absolventen lancierten teilweise sehr erfolgreiche Karrieren an Universitäten, Schulen, in Behörden und in der Wirtschaft. Die Schule sowie ihr Gründer erhielten mehrere Auszeichnungen der Regierung, und noch vor Kurzem wurde die Schule in den Medien gepriesen als eine «der zehn herausragenden Schulen» der Region.
Central Tibetan Administration, 14. Juli 2024 // Dr. Uwe Meya
Klosterschulen in Kirti
Ebenso betroffen sind insgesamt 1600 junge Mönche, die in zwei Klosterschulen im Osten Tibets unterrichtet wurden. Betroffen sind die Schulen der Klöster Kirti im Bezirk Ngaba und Lhamo Kirti im Bezirk Dzoge. Auch hier lautet die offizielle Begründung, dass Mönche im Alter von unter 18 Jahren religiöse Erziehung erhielten, was nicht erlaubt sei. Bislang galt aber eine Untergrenze von 5 Jahren für die Zulassung.
Die betroffenen Mönche müssen nun öffentliche Schulen besuchen, die in chinesischer Sprache unterrichten. Kirti gilt als eines der Zentren des tibetischen Widerstandes seit 2008; hier ereignete sich eine grosse Zahl von Selbstverbrennungen.
Radio Free Asia, 3. Juli 2024 // Dr. Uwe Meya
Foto: Central Tibetan Administration