«Zwangsweise Assimilation»: Bilanz des 14. Fünfjahresplans für Tibet
In einem ausführlichen Bericht zieht die International Campaign for Tibet (ICT) eine Bilanz während des letzten Jahres der Implementierung des 14. Fünfjahresplans für Tibet von 2021. Unter dem Vorwand der Verbesserung der Lebensbedingungen für Tibet habe der Plan laut ICT zwei Ziele: die forcierte Assimilation des tibetischen Volkes und der Ausbau Tibets als Sprungbrett für die Machtambitionen Chinas in Südost-Asien.
Laut offiziellen Verlautbarungen wurden in den fünf Jahren in insgesamt 181 Projekte umgerechnet etwa Fr. 90Mrd. investiert, darunter für den Ausbau des Eisenbahnnetzes, von Strassen, Flughäfen, für den Tourismus und den Grenzhandel.
Der Ausbau des Tourismussektors in Tibet diene, so ICT, der Etablierung einer neuen Normalität, in der sich Tibeter selbstverständlich als «Chinesen» fühlen. Durch die Überflutung der Region mit chinesischen Touristen bis in entlegene Dörfer würde in Tibet Druck ausgelöst, sich mit der chinesischen Sprache, Kultur und Lebensweise stärker zu identifizieren. Die Bemühungen sollen nach einer Metapher von Präsident Xi Jinping «die Einheit aller ethnischen Gruppen fördern – wie Granatapfelkerne, die fest zusammenhalten.» Besonders wird geworben um Touristen mit höherer Bildung, in der Annahme, dass diese das chinesische Narrativ über Tibet weitergeben. Eine weitere Zielgruppe sind Jugendliche. Ein Aktionsplan ist umschrieben mit «Kultivieren einer neuen talentierten Generation in der Ära des Roten Tourismus». Mit letzterem sind speziell touristische Destinationen gemeint, die einen Bezug zur Geschichte der Kommunistischen Partei haben. Ebenso wird der Rote Tourismus als Mittel zur «patriotischen Erziehung» und zur «Förderung der nationalen Einheit» bezeichnet.
Ein weiteres Ziel des Fünfjahresplans ist der Ausbau der Macht gegenüber den Nachbarstaaten Indien, Nepal und Bhutan. Letztere sollen von indischem Einfluss gelöst werden. Entlang der Grenze zu diesen Ländern sind grosse Infrastrukturprojekte im Gang mit dem Bau von Strassen und weiteren Eisenbahnlinien vor allem parallel zur Grenze. Vorgeblich sollen sie den Lebensstandard in Tibet heben, aber laut offiziellen Verlautbarungen dienen diese Massnahmen dem «Öffnen eines wichtigen Korridors nach Südostasien». Darüber hinaus erlauben die neuen Verkehrswege die rasche Verschiebung von Militär und Ausrüstung. Fünf bereits vorhandene Militärflugplätze werden ausgebaut, dazu drei neue Flughäfen in Dingri, Lhuntse and Purang gebaut.¨
Der wirtschaftliche Einfluss auf Nepal soll durch weitere Investitionen verstärkt werden. Bhutan wird mit einer Mischung aus Drohungen über ungelöste Konflikte um die Grenzziehung und Charme mit Tourismuswerbung unter Druck gesetzt.
International Campaign for Tibet, 11. März 2025
Bericht: https://savetibet.org/forced-assimilation-in-tibet-and-erased-history-in-chinas-14th-five-year-plan-on-tibet/ // Dr. Uwe Meya