Von International Campaign for Tibet (ICT), 28. November 2025 (gekürzte Fassung)
Die «Rote Flagge»-Brücke (chin.: Hongqi) im osttibetischen Landkreis Barkham wurde am 11. November nach nur sieben Monaten aufgrund eines Erdrutsches abgerissen. Zuvor hatten die chinesischen Ingenieure noch behauptet, die Brücke sei so konstruiert, dass sie Erdbeben der Stärke 8,0 standhalten könne. Am Ende brauchte es kein Erdbeben: Ein Erdrutsch genügte, um die Stützpfeiler der Brücke zu zerbrechen. Die Behörden hatten erste Warnzeichen erkannt und die Strecke gesperrt, sodass beim Brückeneinsturz keine Opfer zu beklagen waren.
Mega-Staudamm verstärkt die geologische Instabilität
Die «Rote Flagge»-Brücke war Teil des Wasserkraftwerks Shuangjiangkou am tibetischen Gyalmo-Ngulchu-Fluss. Sie stürzte ein, was die enormen Risiken verdeutlicht, die mit Pekings Bauexzessen in Tibet einhergehen. Der Vorfall bestätigt das Potenzial für zukünftige Katastrophen im Zusammenhang mit Chinas Wasserkraftprojekten.
Die chinesischen Machthaber ignorieren die durch Pekings Mega-Staudämme verschärfte geologische Instabilität. Diese hat im Fall der „Rote Flagge“-Brücke einen Erdrutsch ausgelöst. Der Druck und die Wasseransammlung des Shuangjiangkou-Staudamms haben die Instabilität erheblich verstärkt. Der chinesische Mega-Staudamm ist der fünfte in einer langen Kette von 28 geplanten Dämmen allein am Gyalmo Ngulchu-Fluss.
Hydrostatischer Druck des aufgestauten Wassers macht steile Hänge instabil
Der Shuangjiangkou-Damm wurde am 3. April 2025 mit der ersten Wasserbefüllung begonnen und am 10. Oktober 2025 mit der zweiten Phase der Aufstauung fortgesetzt. Der Einsturz erfolgte nur wenige Wochen später. Die durch den Stausee verursachte geologische Destabilisierung der Hauptgrund, da hydrostatischer Druck auf die umliegenden Hänge und geologischen Formationen ausgeübt wurde.
Chinesische Behörden wollen keinen Zusammenhang erkennen
Der Einsturz sechs Monate nach Beginn der Stauung bestätigt die Annahme, dass die Belastung durch den Stausee den Auslöser war. Experten kritisieren die Errichtung von Staudämmen in geologisch gefährdeten Gebieten.
Die lokalen chinesischen Behörden wollen keinen Zusammenhang zwischen dem Aufstauen des Sees und dem Erdrutsch erkennen. Sie führen den Einsturz der Brücke auf die sich verschlechternden Bedingungen am Berghang zurück.
Der Erdrutsch setzte drei Millionen Kubikmeter Steine und Geröll frei. Die Brücke konnte dem nicht lange standhalten. (Quelle: Screenshot youtube.com)
Die chinesischen Machthaber schenken der Frage nach den Auswirkungen der Klimakrise auf dem „Dach der Welt“ wenig Aufmerksamkeit. Das Stockholm Center for South Asian and Indo-Pacific Affairs (SCSA-IPA) hat dazu erst jüngst eine Publikation mit dem Titel „Whither Tibet in Climate Crisis Agenda“ (Wohin steuert Tibet in der Klimakrise?) herausgegeben.
Tibet befindet sich in einem ökologischen Zusammenbruch.
Forscher des SCSA-IPA nahmen an der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien teil, um auf die Lage in Tibet aufmerksam zu machen. Sie führten Gespräche mit brasilianischen Experten und Politikern und nahmen als Beobachter und Gesprächspartner teil. Ihre Botschaft: Das Hochland von Tibet befindet sich in einem ökologischen Zusammenbruch, den die globale Klimapolitik nicht länger ignorieren kann. Die zentralen Themen der COP30 – der Schutz des Amazonasgebiets, die Umweltrechte indigener Völker und nachhaltige Entwicklung – seien zu Recht weltweite Aufmerksamkeit erregt. Es sei falsch, sich zu sehr auf die tropischen Regenwälder zu fokussieren.
Tibet erwärmt sich fast dreimal so schnell wie der Rest der Welt
Die Stockholmer Forscher beklagten, dass Tibet in der Klimadiskussion unterrepräsentiert sei. Das Hochland erwärmt sich fast dreimal so schnell wie der Rest der Welt, was zu einem Rückgang der Gletscher, einer Zerstörung des Permafrostbodens und einer Destabilisierung wichtiger Flusssysteme führe.
Die Umweltzerstörung in Tibet hat Folgen für mehr als zwei Milliarden Menschen in Süd- und Südostasien.
Chinas Mega-Staudämme verschärfen die Krise
Der Verlust der Eisreserven verändert die Niederschlagsmuster und könnte die Ernährungssicherheit, die Energieplanung, die Katastrophenanfälligkeit und die geopolitische Dynamik der Region verändern.
Pekings Ausbau der Wasserinfrastruktur in Tibet verschärft die Krise. Der neue Mega-Staudamm im südtibetischen Medog hätte weitreichende Auswirkungen auf die flussabwärts gelegenen Länder. Zudem droht bis zu 25.000 Tibetern die zwangsweise Umsiedlung.