Tibet: Mönch begeht Suizid nach Repressionen chinesischer Behörden

1. September 2025

Nach Erkenntnissen der International Campaign for Tibet (ICT) hat sich ein leitender Mönch des nordosttibetischen Klosters Tsang am 18. August das Leben genommen. Der 52-jährige Mönch Shersang Gyatso und die gesamte Klostergemeinschaft sahen sich bereits seit Wochen massiver Repression seitens der chinesischen Behörden ausgesetzt. Das Kloster Tsang liegt im Landkreis Gepa Sumdo (chin.: Tongde) der Präfektur Tsolho (chin.: Hainan).

In Erwartung des Geburtstags des Dalai Lama am 6. Juli verschärften die chinesischen Behörden schon zu Monatsbeginn ihre Überwachungsmassnahmen im Kloster Tsang. Alle Mönche, die sich außerhalb des Klosters aufhielten, wurden unabhängig vom Grund ihrer Abwesenheit zur Rückkehr aufgefordert. Während einige ihre Familien besuchten, nahmen andere an Gemeinschaftsgebeten teil oder suchten ärztliche Hilfe wie etwa Zega Gyatso, ein Mönch, der sich zur medizinischen Behandlung in der Stadt Xining aufhielt. Laut der in Indien ansässigen „Tibet Times“ wurde der Mönch am 2. Juli wegen angeblicher Geldüberweisungen nach Indien verhaftet.

Im Kloster durchsuchten die Behörden die Schlafsäle der Mönche, wobei sie Fotos des Dalai Lama fanden. Wie Quellen mit Kontakten in Tibet der ICT berichten, zwangen die Behörden die Mönche vom 1. bis etwa zum 20. Juli zur täglichen Teilnahme an politischen und ideologischen Versammlungen. Danach durften die Mönche das Kloster verlassen. Als sie am 9. August zurückkehren wollten, um ihre Sommerklausur (tib. „Yarney“) zu begehen, die normalerweise anderthalb Monate dauert, wurde dies den Quellen zufolge den unter 18-jährigen Mönchen verwehrt. Sie durften das Kloster nicht wieder betreten.

Die Quellen von ICT gehen davon aus, dass diese Umstände Shersang Gyatso unter erheblichen Druck gesetzt haben. Sie betrachten seinen Selbstmord als Protest gegen die repressiven Maßnahmen gegen das Kloster und seine Mönche. Shersang Gyatso stammte aus dem Dorf Arik in der nordosttibetischen Präfektur Malho (chin.: Huangnan).

m vergangenen Monat berichtete die International Campaign for Tibet, dass die chinesischen Behörden während des Geburtstags des Dalai Lama strenge Sicherheitsmaßnahmen in tibetischen Klöstern verhängt hatten, was mit früheren Berichten der ICT über Tibeter übereinstimmt, die in der Vergangenheit wegen der Feier des Geburtstags des Dalai Lama verfolgt wurden. Trotz der einschüchternden Atmosphäre gedachten die Tibeter offenbar im Stillen dieses Ereignisses durch symbolische Beiträge in den sozialen Medien, Gebete und Lieder, die ihre anhaltende Verehrung für den Dalai Lama widerspiegeln.

Shersang Gyatsos Tod unterstreicht das derzeitige Klima strenger und eskalierender Einschränkungen der Religionsfreiheit in Tibet sowie die anhaltenden Bemühungen Pekings, die Verehrung des Dalai Lama durch die Tibeter zu unterdrücken. ICT befürchtet darüber hinaus, dass sich neben Shersang Gyatsos Tod zahlreiche weitere Vorfälle im Zusammenhang mit dem harten Vorgehen der chinesischen Behörden während des Geburtstags des Dalai Lama ereignet haben könnten.

Quelle: International Campaign for Tibet Deutschland e.V.

savetibet.de