Acht Tibeter wegen „Beihilfe“ zur Selbstverbrennung zu Gefängnis verurteilt

25. November 2014

rfa.org, 6. November 2014 –

Acht Tibeter aus der Provinz Sichuan wurden diese Woche zu bis zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie angeblich bei dem tödlichen Selbstverbrennungsprotest von Konchok Tseten (1) mitgewirkt hätten.

 

Am Montag verhängte das Mittlere Volksgericht in Ngaba das Urteil über die des „Mordes“ überführten Angeklagten, sagte der Bruder von Dolma Tso, einer der Inhaftierten, in Dharamsala.

Dolma Tso, die eine Strafe von drei Jahren bekam, hatte nur indirekt etwas mit dem Feuertod von Konchok Tseten zu tun, sagte ihr Bruder Kungyam.

„Dolma Tso versuchte zu helfen, indem sie seinen verbrannten Leib in ein Fahrzeug hiefte“, sagte Kungyam bei einer von der Vereinigung ehemaliger Gefangener in Dharamsala organisierten Pressekonferenz. „Wegen dieser edelmütigen Tat nahm die chinesische Polizei sie unter dem Verdacht der Assoziation mit der Selbstverbrennung fest“. „In der Haft wurde sie schwer geschlagen und gefoltert“.

Obwohl ihr ein milderes Urteil in Aussicht gestellt wurde, falls sie dem Verdikt des Gerichts über ihre Schuld zustimme, wies Dolma Tso das Ansinnen zurück und beteuerte vor Gericht laut ihre Unschuld in der gegen sie erhobenen Anklage.

Ebenfalls am Montag verurteilt wurden Konme, der für drei Jahre hinter Gitter kommt, und Gephel, der zwei Jahre bekam.

„Im Zusammenhang mit demselben Fall, wurden fünf andere Leute, deren Identität im Augenblick unbekannt ist, zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt“, fügte Kungyam hinzu.

Konchok Tseten, ein 30jähriger Vater zweier Kinder, verbrannte sich am 3. Dezember 2013 in der Stadt Meruma, TAP Ngaba. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus, nachdem die Polizei seinen Körper eingepackt und weggefahren hatte.

Wie aus den Quellen hervorgeht, rief er schon brennend Slogans gegen die chinesische Herrschaft in Tibet und wünschte die Rückkehr des Dalai Lama.

Als sein Körper bereits in Flammen stand, vermochte er noch eine kurze Strecke entlang der Hauptstraße zu rennen, ehe er zusammenbrach. Anwohner stießen mit der Polizei zusammen, als sie vergeblich versuchten, die Sicherheitskräfte daran zu hindern, den schwer verletzten Tseten mitzunehmen.

In den von Tibetern bevölkerten Gebieten Chinas kam es seit 2008 überall immer wieder zu Demonstrationen gegen die chinesische Herrschaft, wobei sich inzwischen 133 Tibeter selbst anzündeten, um gegen Peking zu protestieren und die Rückkehr des Dalai Lama, ihres geistlichen Oberhaupts, aus dem Exil zu fordern.

(1) 5.12.2013, Ein tibetischer Vater zweier Kinder verbrennt sich in Ngaba und stirbt, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/RFA/2013/KonchokTseten_4.12.html

Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
Arbeitsgruppe München