Achte Aktion im zweiten Jahr der Zweijahres-Kampagne der Tibeter-Gemeinschaft in der Schweiz und Liechtenstein für eine UN-Untersuchungsmission nach Tibet vor dem UN-Gebäude in Genf am 15. Februar 2013 „Ende der Zwangsumsiedlung von tibetischen Nomaden!“

5. Februar 2013

Am 30. Mai 2011 begannen Tibeter und Unterstützer mit einer zweijährigen Kampagne, die an die UN appelliert, eine unabhängige Untersuchungsmission nach Tibet zu entsenden. Die achte Aktion wird am 15. Februar 2013 von 11:00 bis 16:00 [noch zu bestätigen] auf der Place des Nations stattfinden. Tibeter werden bei ihrer Aktion die Beendigung der Zwangsumsiedlung von tibetischen Nomaden fordern, die sie des Rechts auf eigenen Lebensunterhalt beraubt. Unter dem Vorwand des Umweltschutzes löscht die chinesische Regierung die traditionelle Lebensweise der Tibeter aus und vernichtet die Grundlage ihres Auskommens. Die Nomaden lebten über Jahrhunderte in einem guten Gleichgewicht mit ihrer natürlichen Umgebung. Für viele Generationen war die Herdenhaltung auf dem Grasland des tibetischen Plateaus die einzige und beste Weise, um dort überhaupt leben zu können. Die tibetischen Nomaden (Drogpas) haben mit grossem Können einheimische Tierherden gezüchtet und die ausserordentlich grosse Biodiversität von Gräsern und Samen erhalten. Chinas neue Politik schränkt mit ihren Bestimmungen die Nomaden in ihrer Mobilität erheblich ein und behauptet, dass die Viehherden zur Überweidung des Graslandes führen. Ganz im Gegenteil waren aber die Drogpas die ersten Hüter des Graslandes und haben über mehrere Jahrhunderte erfolgreich eine nachhaltige und variable Lebensweise bewahrt. Schätzungsweise 250‘000 Nomaden wurden von der chinesischen Regierung seit dem Jahr 2000 zwangsweise in urbane Standorte umgesiedelt. Gemäss der Politik des tuimu huancao („Die Zahl der Tiere vermindern, damit das Gras wächst“) werden fast alle 2 Millionen Nomaden bis zum Jahr 2013 umgesiedelt sein. Damit werden sie des Rechts beraubt, ihre eigene Lebensweise zu bestimmen, wie es in Artikel 6 der Internationalen Konvention über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte niedergelegt ist, die die Volksrepublik China im Jahr 2001 ratifiziert hat. Die zwangsweise Umsiedlung bedeutet häufig, dass die Viehherden geschlachtet werden müssen, um dann in schlecht gebaute Betonhäuser umzuziehen. Die Nomaden haben keine Wahl als ihre traditionelle Lebensweise aufzugeben, was viele von ihnen in Armut, Frustration und Verzweiflung treibt. Arbeitslosigkeit und Alkoholsucht sind gerade unter jungen Tibetern häufig anzutreffen. Die Einkünfte aus dem Verkauf der Viehherden sind schnell aufgebraucht, ohne dass sie neue Einkommensquellen haben. In zahlreichen Fällen müssen sie auch noch Darlehen für ihre Häuser zurückzahlen. Während die Regierung sich damit brüstet, grosse Investitionen in die Verbesserung der Lebensbedingungen gemacht zu haben, ist das Resultat das genaue Gegenteil davon. Hinter der gegenwärtigen Politik der Zwangsumsiedlungen steckt in Wirklichkeit die Absicht, die nomadisch lebende Bevölkerung unter enger Kontrolle zu halten, und um selbst ungehinderten Zugang zu den Bodenschätzen zu erhalten, was wiederum die Zerstörung der Umwelt beschleunigt. Wir appellieren an die Vereinten Nationen, eine unabhängige Untersuchungsmission mit ungehindertem Zugang nach Tibet zu entsenden, und unsere Forderungen zu unterstützen: • Sofortige Beendigung der Zwangsumsiedlung von Nomaden • Respektierung der Rechte der Nomaden, ihre eigene Lebensweise selbst zu bestimmen • Beginn eines ernsthaften Dialogs mit den Nomaden über alle denkbaren Optionen, um ihr Wissen über die Bewahrung ihrer Umwelt auszuschöpfen