Die populäre digitale Platform WeChat, die im Besitz des chinesischen Konzern Tencent ist, hat zahlreiche Benutzerkonten von Exiltibetern blockiert. Besonders betroffen sind Mönche, die im indischen Exil leben. Auch wenn bekannt ist, dass Inhalte, die über WeChat kommuniziert werden, von Zensoren überwacht werden, ist diese Platform für Tibeter ein viel gebrauchtes Medium zum Austausch mit Freunden und Verwandten im Exil.
Besonders seit der Corona-Pandemie und den Ausgangsbeschränkungen, die auch in Tibet galten, scheint die Überwachung mit nachfolgenden Restriktionen nochmals verschärft worden zu sein. Im April wurden im Bezirk Dingri in der «Autonomen Region Tibet» zwischen 4’000 und 5’000 Haushalte von Tibetern, die in Nepal und Indien lebende Familienmitglieder haben, durchsucht. Alle mussten ihre Namen und Registrierungsnummern für ihr WeChat-Account angeben. In der Präfektur Golog im Osten Tibets soll es im Juni zu zahlreichen Verhaftungen gekommen sein. Ohne dass Details bekannt sind, habe es offensichtlich Personen getroffen, die unliebsame Inhalte in WeChat geteilt haben.
Die chinesische Regierung hat in einer offiziellen Verlautbarung Regeln definiert, was in sozialen Medien erlaubt ist und was nicht. Inhalte, die der Partei und der Nation «schädlich» sind, werden in Tibet im Rahmen der Kampagne gegen die sogenannten «Kräfte der Unterwelt» mit Strafen belegt. Dafür droht Haft von zu bis acht Jahren.
Das Abschneiden von Kommunikationswegen zwischen Tibetern und dem Ausland wird durch Massnahmen der indischen Regierung noch verschlimmert. Als Vergeltung gegen Grenzverletzungen durch China hat die indische Regierung 59 chinesische Apps blockiert, darunter auch WeChat. Dieses trifft wiederum besonders Tibeter im indischen Exil.
Free Tibet Campaign, 12. Juni 2020; Tibet Watch, 3. Juli 2020 // Dr. Uwe Meya
Foto: Tibet Watch