Hunderte von Tibetern zur sofortigen Rückkehr von ihren Pilgerorten gezwungen

9. Januar 2019

Tibetische Pilger, die auf Pilgerschaft nach Indien und Nepal gehen wollten, wurden eingeschüchtert und an der Reise gehindert.

Am 29. Dezember zwangen die chinesischen Behörden Hunderte von Tibetern, die zu Pilgerstätten in Nepal und Indien aufgebrochen waren, zur sofortigen Rückkehr nach Hause.

Dieses Jahr waren nach einem Bericht von Radio Free Asia, Tibetischer Nachrichtendienst, nur etwa 100 Personen aus den von China besetzten tibetischen Gebieten gekommen, um die Belehrungen des Dalai Lama vom 17. bis zum 31. Dezember in Bodh Gaya, Indien, zu besuchen.

Personen, die bereits ihre Flugtickets im Wert von 6.000 Yuan gekauft hatten, mußten sie zurückgeben, bekamen aber nur 5.000 Yuan des ursprünglichen Preises ersetzt.

Obwohl sie alle notwendigen vom Gesetz vorgeschriebenen Reisedokumente besorgt hatten, mußten Pilger, die bereits das Land verlassen haben, auf Anordnung der Behörden der Tibetisch Autonomen Präfekturen Tsolho und Ngaba, unverzüglich nach Hause zurückkehren. Ähnliche Anweisungen ergingen auch aus anderen Regionen Tibets.

Zudem wurden ihre Familien wiederholt von den chinesischen Behörden kontaktiert und gewarnt, daß ihren ins Ausland gereisten Angehörigen ernste Konsequenzen wie die Ungültigkeit ihrer Pässe und ein Verbot der Wiedereinreise nach Tibet drohten, falls sie nicht innerhalb von drei Tagen zurückkehrten.

Dies ist nicht das erste Mal, daß die chinesischen Behörden Tibetern, die Pilgerstätten besuchen möchten, ähnliche Beschränkungen auferlegten.

2017 berichtete Free Tibet darüber, wie Tibeter, die zu der vom Dalai Lama geleiteten Kalachakra-Zeremonie nach Bodh Gaya reisen wollten, unter Druck gesetzt wurden. Sie wurden damals mit der Konfiszierung ihrer Pässe und der Schikanierung ihrer Familien bestraft: Die Einbuße ihrer Arbeitsplätze, die Streichung der ihnen zustehenden staatlichen Beihilfen und sogar der Verlust der Berechtigung ihrer Kinder zum Schulbesuch wurden ihnen angedroht.

Ähnliche Umstände herrschten wieder im März 2018, als die chinesischen Behörden tibetische Pilger, die heilige Stätten in Nepal und Indien besucht hatten, festnehmen ließen. Über 60 Tibeter mußten ein Umerziehungsprogramm über sich ergehen lassen, sie wurden mit schweren Schlägen, Geldbußen und anderen Sanktionen, sogar mit Gefängnis bestraft.

In den letzten paar Jahren vermochte kaum ein Tibeter aus der Autonomen Region Tibet (TAR), der westlichen Hälfte des ethnographischen Tibets, auf Pilgerfahrt nach Nepal oder Indien zu gehen, weil die Regierung ihre Pässe konfisziert hatte oder ihnen keine mehr ausstellte, nachdem sie die Kalachakra Belehrungen des Dalai Lama in großer Zahl besucht hatten.  

Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer