Seit Anfang April haben sich insgesamt 168 Parteikader in der osttibetischen Unruheregion Kardze einem Test mit einem Lügendetektor unterziehen müssen. Die regierungsoffizielle Zeitung Ganzi Daily berichtete, dass dieser Test, bei dem mehrere körperliche Reaktionen aufgezeichnet wurden, die „wahren Gefühle“ der Kader aufdecken solle.
Den Kandidaten für die Kaderpositionen seien nicht näher spezifizierte Fragen gestellt worden, die sie „gemäss ihren wahren Gefühlen und Vorstellungen“ zu beantworten hatten. Ausländische Beobachter nehmen an, dass hier die Loyalität zur Partei getestet werden soll. Der Zeitungsbericht preist den Test als „innovatives Vorgehen“, um mittels eines „Mensch-Maschine-Dialogs Talente zu evaluieren“, ihre „psychologische Stabilität“ zu untersuchen und die „Authentizität der Antworten“ festzustellen. Eine Ankündigung der Provinzregierung von Sichuan, in der Kardze liegt, vom 25. April lässt vermuten, dass dieses den Auftakt eines umfassenden Trainingsprogramms für Kader darstellt, das „mehrere Zehntausend“ Personen involvieren wird.
Dieses gross angelegte Programm ist vielleicht nicht ganz zufällig lanciert worden. Fast gleichzeitig hatte sich der für Parteidisziplin zuständige Funktionär der Kommunistischen Partei der „Autonomen Region Tibet“ in einem Artikel im Parteimagazin vom 1. Mai darüber beklagt, dass bei Kontrollen tibetische Parteikader aufgefallen sind, die heimlich Gelder an die „Dalai Lama Clique“ überwiesen hätten, „illegalen Untergrundorganisationen beigetreten sind und Informationen an ausländische Organisationen weitergegeben haben“.
Von Dr. Uwe Meya
Hindustan Times, 17. Mai 2017
Phayul, 18. Mai 2017