Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Tibet-Instituts Rikon besucht der Dalai Lama vom 21. bis 24. September die Schweiz. Der Bundesrat sieht jedoch von einem offiziellen Empfang des religiösen Oberhaupts der tibetischen Buddhisten und einer Teilnahme an den Jubiläumsfeierlichkeiten ab. In einem offenen Brief fordern Tibet-Organisationen und die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Bundesrat dazu auf, seine Entscheidungen zu erklären und zu überdenken.
Das Tibet-Institut Rikon feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Es wurde 1968 auf Initiative der Unternehmer Jaques und Henri Kuhn als erstes tibetisches Kloster in Europa gegründet und ist ein unverzichtbarer Teil des kulturellen und religiösen Lebens der Tibeterinnen und Tibeter, aber auch für den Buddhismus in der Schweiz. Zu diesen Feierlichkeiten reist der Dalai Lama für vier Tage in die Schweiz. Trotz frühzeitiger Bekanntgabe und Einladung verzichtet der Bundesrat jedoch darauf, an den Jubiläumsfeierlichkeiten des Tibet-Institutes teilzunehmen und den Dalai Lama zu empfangen.
Offener Brief fordert Empfang des Dalai Lama
In einem offenen Brief fordern Tibet-Organisationen und die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Bundesrat dazu auf, seinen Entscheid zu überdenken. «Es darf nicht sein, dass der Bundesrat aus Angst vor möglichen politischen Interventionen von Seiten Chinas auf einen formellen Empfang des Dalai Lama verzichtet», sagt Angela Mattli, Kampagnenleiterin Minderheiten und Diskriminierung bei der GfbV. In einer Petition fordern über 11’000 Personen Bundesrat und Parlament auf, den Dalai Lama zu empfangen. «Dies ist ein starkes Zeichen, dem Rechnung getragen werden muss, ergänzt Thomas Büchli, Präsident der Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft (GSTF).
Leistungen des Tibet-Institutes dürfen nicht ignoriert werden
Das Tibet-Institut gilt als anerkannte kulturelle Einrichtung und beherbergt eine der weltweit umfangreichsten Sammlungen von Schriften zur tibetischen Kultur. Seit 50 Jahren trägt das Tibet-Institut aktiv zum Austausch zwischen Ost- und West bei und steht für den lebendigen interkulturellen Dialog in der Schweiz. «Es ist bedenklich, dass die Leistungen des Tibet-Institutes vom Bundesrat aus Angst vor möglicher chinesischer Kritik ignoriert werden», sagt Lobsang Shitsetsang, Leiter Aussendienst der Tibetergemeinschaft Schweiz und Liechtenstein (TGSL). «Dies macht mich nachdenklich und traurig».
- In dem am 19. September 2018 veröffentlichten Brief fordern die Tibet-Organisationen den Gesamtbundesrat zu einer Stellungnahme auf.
- Interview im Radio Top zum offenen Brief an den Bundesrat
- Landbote Leserbrief 24.9.18
Photo Manuel Bauer / Agentur Focus