Am 13. Dezember wurden Gonpo Kyi und ihr Mann, Choekyong, verhaftet, als sie zum wiederholten Mal in Lhasa eine Protestaktion für den prominenten ehemaligen Hotelier Dorje Tashi durchführten. Er soll sich in sehr schlechtem Gesundheitszustand befinden. Gonpo Kyi hatte seit einem Jahr, teils allein, teils mit ihrem Mann, immer wieder öffentliche Aktionen zugunsten ihres Bruders durchgeführt. Videoaufnahmen dokumentieren, wie sie von Sicherheitskräften geschlagen oder hinter Sichtblenden gedrängt wird. Mehrfach wurde sie über Nacht in Gewahrsam genommen oder ihr mit Haftstrafen gedroht.
Dorje Tashi, der seinerzeit mutmasslich reichste Mann Tibets, Besitzer eines populären Hotels in Lhasa, wurde wegen unbekannter Vergehen zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Der Geschäftsmann war kurz nach den März-Unruhen von 2008 verhaftet und seitdem an einem unbekannten Ort gefangen gehalten worden. Das Gerichtsurteil erging im Juni 2010 unter grosser Geheimhaltung, was auf den Vorwurf politischer Vergehen hindeutet. Auch konfiszierte das Gericht sein gesamtes Vermögen von umgerechnet etwa 70 Millionen (!) Franken. Anfangs waren Korruptionsvorwürfe vermutet worden, doch Gerüchten zufolge soll er Geldspenden an den Dalai Lama geschickt haben.
Dorje Tashi gehörte seit seinem Beitritt zur Kommunistischen Partei im Jahre 2003 eigentlich zum politischen Establishment. Er war damals sowohl Staatspräsident Hu Jintao als auch Ministerpräsident Wen Jiabao begegnet und war Mitglied eines prominenten Beratungsgremiums der Regierung, der Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes. Die staatliche Presse hatte ihn als einen der „Zehn herausragendsten Tibeter“ nominiert und mit schwülstigen Worten gepriesen: „Er ist wie ein Adler über dem schneebedeckten Hochplateau, der die Shenhu-Gruppe [die Firma von Dorje Tashe; UM] dazu anführt, im Himmel der Geschichte zu schweben.“
Detaillierte Dokumentation der Protestaktionen https://savetibet.org/tag/dorjee-tashi
International Campaign for Tibet, 13. Dezember 2023 // Dr. Uwe Meya
Foto: International Campaign for Tibet