Reiterfestival in Lithang erstmals nach 11 Jahren erlaubt – alles nur Schein?

9. September 2018

Im Bezirk Lithang im Osten Tibets wurde zum ersten Mal seit 2007 Jahren wieder ein populäres Reiterfestival zugelassen. Allerdings wurde es von ursprünglich neun Tagen auf drei Tage verkürzt und fand unter starker Präsenz von Sicherheitskräften statt. Informanten von Radio Free Asia stellten die Frage, ob es sich lediglich um eine Inszenierung gehandelt habe, um «Normalität» vorzutäuschen. Während das Festival in der Vergangenheit traditionell von Freiwilligen organisiert wurde, seien jetzt die aktiven Teilnehmer bezahlt worden. Sowohl Reiter als auch Mitglieder von Tanzgruppen hätten umgerechnet etwa 30 Franken dafür erhalten. «Das war nur politische Propaganda, nicht mehr», zitiert Radio Free Asia einen Tibeter in Lithang.

Das Festival fand zuletzt vor 11 Jahren statt. Am 1. August 2007 hatte es einen Zwischenfall gegeben, als sich der Nomade Runggye Adak des Mikrofons bemächtigte. Eigentlich sollte ein Offizieller sprechen, um an den 80. Jahrestag der Gründung der Chinesischen Volksbefreiungsarmee zu erinnern. Runggye Adak forderte unter dem Beifall der Zuschauer die Rückkehr des Dalai Lama. «Wenn wir den Dalai Lama nicht zur Rückkehr einladen können, gibt es in Tibet keine Religionsfreiheit und kein Glück», soll er laut Radio Free Asia gesagt haben. Ausserdem forderte er die Freilassung der vom Dalai Lama anerkannten Inkarnation des Panchen Lama. Danach stellte er einen anwesenden Lama zur Rede, warum dieser bei der «Patriotischen Umerziehungskampagne» in Klöstern mitmache. Als die Polizei einschritt und Runggye Adak von der Bühne zerrte, soll er noch betont haben, dass er nichts Ungesetzliches begangen habe, denn die chinesische Verfassung garantiere doch Religionsfreiheit. Später soll sich vor der Polizeistation eine ärgerliche Menge versammelt haben, die seine Freilassung forderte, und die Polizei habe Warnschüsse in die Luft abgefeuert, um die Menge zu zerstreuen. Runggye Adak wurde zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt, in der Haft schwer misshandelt und im Juli 2015 freigelassen. Die lokalen tibetischen Parteikader wurden entlassen und durch Han-Chinesen ersetzt.

Radio Free Asia, 7. August 2018 / Übersetzung: Dr. Uwe Meya

Bild: Runggye Adak bei seiner Ansprache am 1. August 2007 (Foto: Radio Free Asia)