Tibet-Information der GSTF vom 07. September 2016

8. September 2016

Neuer Parteivorsitzender in Tibet – unverändert harter Kurs

In Tibet wurde ein neuer lokaler Vorsitzender der Kommunistischen Partei ernannt. Diesen Posten hatte noch nie ein Tibeter inne. Der neue Vorsitzende, Wu Yingjie (59), führte sich gleich mit altbekannten Parolen ein. In seiner ersten Stellungnahme sagte er, dass ein „vertiefter Kampf“ gegen den Dalai Lama wichtig sei. Es müsste „positive Propaganda“ eingesetzt werden, um die wahren Absichten des Dalai Lama blosszustellen und ihn zu kritisieren. Zwar müsse Religionsfreiheit beachtet werden, doch müsse es durch „positive Führung“ dazu kommen, dass sich „tibetischer Buddhismus und Sozialismus einander annähern“, um „religiöse Harmonie“ zu fördern. Schliesslich habe der Sozialismus „Wohlstand“ und „Stabilität“ nach Tibet gebracht.

Wu hat seit dem Ende der Kulturrevolution seine gesamte politische Karriere in Tibet durchlaufen. Er beschreibt sich selbst als „lokalen Tibeter“, der „dieses Land und die hart arbeitenden Menschen“ liebe. Das steht im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die entweder bis zu ihrer Ernennung keine Erfahrung mit „lokalen Minderheiten“ hatten oder aber jeden freien Moment ausserhalb Tibets verbrachten.

Sein letztes Amt vor der Ernennung zum Parteivorsitzenden, das noch über dem Gouverneur von Tibet steht, hatte Wu in der chronischen Unruheregion Driru inne. Dort leitete er das „Korps zur Erhaltung der Stabilität“ und unterdrückte mit einer „Korrekturkampagne“ gewaltsam alle Protestbekundungen [vergl. Tibet-Information vom 14. Oktober und 27. November 2014; UM]. Die Kampagne kostete mehrere Tibeter das Leben und führte zur Verhaftung von mehreren hundert Personen. Auch jetzt, kurz vor seiner Ernennung, reiste Wu durch Driru und ermahnte die Klöster, die er besuchte, im Kampf gegen die „Dalai Clique“ felsenfest hinter der Partei zu stehen und „politisch verlässlich“ zu sein.

Reuters, 2. September 2016

International Campaign for Tibet, 2. September 2016

 

Zwei weitere Nonnen in Larung Gar begehen Selbstmord

Nachdem sich im Juli die Nonnen Rinzin Dolma aus Verzweiflung über den Abriss von Larung Gar erhängt hatte, haben sich im August noch zwei weitere Nonnen das Leben genommen. Ihre Namen werden als Sengma und Tsering Dolma angegeben. Letztere habe eine Nachricht hinterlassen, in der sie ihre tiefe Betroffenheit über den Abriss ausdrückt und klagt, dass die Chinesen sie nicht in Frieden liessen. So habe sie sich entschlossen, dem Leiden ein Ende zu setzten.

Weitere Einzelheiten sind wegen der strengen Nachrichtensperre und der Überwachung von Internet und Mobilfunknetz nicht zu erfahren. Eine weitere Nonne soll einen Selbstmordversuch gestartet haben, konnte aber angeblich noch durch andere gerettet werden.

Phayul, 30. August 2016

 

Staatspräsident Xi Jinping besucht Provinz Qinghai

 

Chinas Parteivorsitzender und Staatspräsident besuchte Ende August die Provinz Qinghai, und dabei speziell von Tibetern besiedelte Gegenden. Die Signale, die er bei diesem sorgfältig geplanten Besuch aussandte, waren dreifach: mehr Militär in die Region, verstärkte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und Fortsetzung der Umsiedlung von Nomaden.

Xi zeichnete zwei Batallione für „hervorragende Dienste“ aus und unterstrich damit die extrem hohe stratetische Bedeutung, die der Stationierung von Militär auf dem tibetischen Hochplateau beigemessen wird.

Weiter führte ihn seine Reise in die Stadt Golmud, wo er eine Siedlung besuchte, in der umgesiedelte Nomaden untergebracht sind. Dort sei er laut Staatsmedien von den tibetischen Familien „begeistert“ begrüsst worden. Bilder und Karikaturen zeigen ihn, umringt von Tibetern, die ihn mit den traditionellen Seidenschleifen überhäufen oder im Kreise von tibetischen Frauen und Kindern. Damit werden der „Erfolg“ und die Fortsetzung der aggressiven Umsiedlungspolitik signalisiert. Die „Begeisterung“ steht allerdings ganz im Gegensatz zu anderen Berichten, nach denen umgesiedelte Tibeter gerade in Golmud massive Probleme haben, sich zurecht zu finden. Sie haben in der Regel gegen die chinesischen Zuwanderer keine Chance, einen Arbeitsplatz zu erlangen, da sie nicht die geforderten Fachkenntnisse aufweisen und kaum die chinesische Sprache beherrschen.

Schliesslich stattete er dem Tsaidam-Becken einen Besuch ab. Hier soll sich eines der zwei grössten Lithium-Vorkommen in China befinden. Zusammen mit ausländischen Investoren wie Warren Buffett und Bill Gates, die sich für den chinesischen Batterie-Hersteller BYD (‘Build Your Dreams’) interessieren, soll dieses Gebiet für den Abbau erschlossen werden, um so eine führende Rolle im sich abzeichnenden Lithium-Boom zu spielen. Der Bedarf an Lithium wird sich weltweit für leistungsfähige Batterien für Elektroautos, Mobiltelefone und Laptops massiv steigern. Ebenso gibt es Gerüchte, dass im Tsaidam-Becken grosse Uranvorkommen entdeckt wurden.

International Campaign for Tibet, 6. September 2016 (ausführlicher Bericht: https://www.savetibet.org/xi-jinping-visit-to-qinghai-reveals-strategic-importance-of-tibets-water-minerals-highlights-ccps-advanced-plans/)
Tibet Post International, 7. September 2016

Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von  Dr. Uwe Meya