Die 128. und 129. Selbstverbrennung –
Am 16. März setzte sich der 20-jährige Mönch Lobsang Palden aus dem Kloster Kirti in Brand. Er tat dieses in der Stadt Ngaba auf der von den Tibetern so genannten „Strasse der Märtyrer“; hier hatten sich in der Vergangenheit bereits mehrere Selbstverbrennungen ereignet. Nachdem er sich selbst angezündetet hatte, lief er Parolen rufend noch einige Schritte weiter, bevor er zusammenbrach. Sicherheitskräfte löschten sofort die Flammen und fuhren ihn in einem Fahrzeug weg. Es ist nicht bekannt, ob er überlebte und wo er sich zur Zeit befindet. Als Zeichen der Solidarität schlossen die Tibeter alle Geschäfte und Restaurants in der Stadt.
Der 16. März ist der Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Proteste, die in Ngaba im Jahr 2008 ausbrachen. Nachdem Sicherheitskräfte das Feuer auf die Protestierenden eröffneten, soll es nach damaligen Angaben 39 Tote gegeben haben. Auch in den Jahren 2011, 2012 und 2013 setzten sich in Ngaba am gleichen Tag Tibeter in Flammen.
Neben seinen Eltern hinterlässt Lobsang Palden noch einen jüngeren Bruder, der ebenfalls Mönch im Kloster Kirti ist. Er schrieb vor der Selbstverbrennung einen längeren Brief [nach anderen Quellen war es kein Brief, sondern eine Nachricht auf seinem Mobiltelefon; UM] an seine Angehörigen und alle „Brüder und Schwestern“ in Tibet, den TCHRD in voller Länge übersetzt hat. Darin ruft er die Tibeter zu Einigkeit und Solidarität auf.
Nach Angaben von Phayul und RFA setzte sich am Morgen des gleichen Tages ein weiterer Tibeter vor dem Kloster Sonang im Bezirk Tsekhor im Norden Tibets in Brand. Sein Name ist bisher nicht bekannt. Sicherheitskräfte schalteten sofort alle Kommunikationskanäle in die Region aus. Nach dem Bericht eines Informanten von RFA soll das Kloster Sonang komplett abgeriegelt sein; niemand komme heraus oder herein.
Massive Präsenz von Sicherheitskräften am 10. März
Am 10. März, dem Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes von 1959, kam es in verschiedenen Regionen Tibets zu einer massiven Zurschaustellung von Sicherheitskräften. Besonders in den unruhigen nördlichen und östlichen Regionen von Tibet waren grosse Truppenaufmärsche und Konvois von gepanzerten Fahrzeugen zu sehen, die offensichtlich die Tibeter einschüchtern und von Protestaktionen abhalten sollten.
Angehörige der Bewaffneten Volkspolizei (PAP) und paramilitärische Kräfte marschierten in Kampfausrüstung auf. An den Zufahrtsstrassen zu allen grösseren Städten waren Strassensperren errichtet, wo Tibeter durchsucht und teilweise auch verhört wurden. Schon am 9. März waren in der Autonomen Region Tibet paramilitärische Kräfte zu sehen, die Übungen zur „Aufrechterhaltung der Stabilität“ durchführten.
Die tibetische Bloggerin Woeser fragt ironisch, warum der Oberkommandierende der Sicherheitskräfte in Tibet zu ständiger Wachsamkeit und Kampfbereitschaft aufruft, wenn auf der jährlichen Sitzung des Nationalen Volkskongresses Funktionäre die tibetische Hauptstadt Lhasa als die Stadt „mit dem höchsten Glücks-Index“ bezeichnen.
Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Phayul; Radio Free Asia RFA
Zusammengestellt für die GSTF von Dr. Uwe Meya