Tibet-Information der GSTF vom 24. Januar 2015

24. Januar 2015

Tibeter protestieren gegen erzwungenen Verkauf ihres Landes

Vier Tibeter sind am 30. Dezember in Dzamthang in der Präfektur Ngaba von Polizisten schwer misshandelt worden, weil sie gegen den erzwungenen Verkauf ihres Landes protestierten. Einer der vier Tibeter, die alle der gleichen Familie angehören, soll sich in kritischem Zustand befinden.

Nach Angaben von Informanten soll der Vizegouverneur von Dzamthang die Familie bedrängt haben, ihr Land zu verkaufen, damit dort Unterkünfte für Polizisten gebaut werden können. Die Familie weigerte sich aber, ihr Land zu verkaufen, weil dieses ihre einzige Einkommensquelle ist. Wegen der unterbrochenen Kommunikationsleitungen in die Region sind keine weiteren Informationen über den Zustand der Verletzten zu erhalten.

Umgesiedelte Familien aus ihren Häusern vertrieben

Mehrere hundert Polizisten wurden am 21. Januar in neugebaute Siedlungen entsandt, in denen tibetische Familien nach dem Erdbeben in Kyegudo im April 2010 untergebracht worden waren. Die Polizei soll Zahlungen eintreiben, die die betroffenen Familien angeblich leisten müssen.

Tibet-Kyegudo-2011_

Die Familien waren in monotonen Siedlungen mit je 80 qm Land einquartiert . Sie beklagten sich über zu wenig Platz und boten an, zusätzliches Land zu kaufen und später zu bezahlen. Nun erschienen Polizeikräfte, die von Tür zu Tür gehen und sofortige Bezahlung für die zusätzlichen Leistungen der Regierung fordern. Die Familien, die nicht sofort zahlen können, oder sich weigern, werden gezwungen, die Häuser zu verlassen und in kleinere Häuser in einer entlegenen Gegend zu ziehen. Die leerstehenden Häuser werden dann von der Regierung umgehend an lokale Geschäftsleute verkauft.

Wiederum Protest gegen Minenarbeiten

Tibeter in der Präfektur Tsojang im Nordosten Tibets beklagen sich über Umweltschäden durch den rücksichtlosen Abbau von Bodenschätzen. In der Region waren vor einigen Jahren umfangreiche Vorkommen von Eisen, Kupfer und Kalkstein gefunden worden, die nun ohne Rücksicht auf die Umwelt und die dort siedelnden Nomaden abgebaut würden. Den Nomaden waren Kompensationszahlungen für den Verlust ihres Weidelandes angeboten worden, wurden angeblich aber nie ausgezahlt. Ihr Weideland sei durch den Abbau drastisch geschrumpft. Die Nomaden klagen auch über abgetragene Hügel, Staub und Dunst in den Tälern und verschmutzte Gewässer. Wegen Sprengungen trauen sie sich nicht mehr, den sehr begehrten und teuren Raupenkeulenpilz zu sammeln, der in der Region wächst.

Ein älterer Tibeter, der im letzten Jahr bei den Behörden vorsprach und um die Beendigung der Arbeiten bat, sitzt in Haft. Minenbetreiber und lokale Behörden würden angeblich unter einer Decke stecken, und Abbauarbeiten würden gegen Bestechungsgelder weiter genehmigt.
Polizei stoppt Protestmarsch wegen manipulierter Prüfungen

Die Polizei hat einen Protestmarsch von über 100 tibetischen Studenten und ihren Angehörigen zum Regierungsgebäude der Präfektur in Kanlho gestoppt. Die Tibeter wollten gegen die Manipulation ihrer Prüfungen für einen Regierungsposten protestieren.

Im Oktober letzten Jahres hatten die Studenten eine Eingangsprüfung für eine Regierungsposition absolviert. Nachher fanden sie heraus, dass ihre Prüfungsunterlagen von chinesischen Offiziellen manipuliert worden waren. Diese hatten gegen Bestechungsgelder die Namen auf den Testbögen mit guten Noten ausgetauscht und an andere Studenten verkauft, die schlechter abgeschnitten hatten.

Zunächst hatten die Studenten und ihre Angehörigen über 2 Wochen erfolglos vor dem Regierungsgebäude des Bezirks Luchu protestiert, wo die Prüfungen stattgefunden hatten. Sie warteten einen vollen Tag auf ein Treffen mit dem Bezirkspräsidenten, der aber nicht erschien. Einen Tag später trafen sie mit untergeordneten Repräsentanten des Bezirks zusammen, die aber keine Zusagen machten. Schliesslich entschlossen sie sich, ihren Protest in Kanlho fortzusetzen. Ihr Marsch, auf dem sie Banner mit Parolen wie „Selbstbestimmung für unsere Region“ trugen, wurde aber nach etwa 15 km von der Polizei gestoppt. Dort erschienen schliesslich Offizielle der Präfektur, die versprachen, sich der Vorwürfe anzunehmen.

Quellen: Radio Free Asia

Zusammengestellt und redigiert für dei GSTF von Dr. Uwe Meya