Tibet-Information der GSTF vom 4. Januar 2016

4. Januar 2016

China finanziert Shugden-Sekte

Seit mehreren Jahren demonstriert die Shugden-Sekte, offiziell organisiert als International Shugden Community (ISC), lautstark bei allen Besuchen des Dalai Lama im Ausland. Sie bezichtigt ihn der Unterdrückung der Meinungsfreiheit, und sogar ein „falscher Dalai Lama“ zu sein.

Die Auseinandersetzung um Shugden begann eigentlich als religiöser Disput. Der Dalai Lama hatte sich schon in den 70-er Jahren von Shugden, einer vorbuddhistischen Gottheit, abgewandt und den Tibetern von der Anbetung abgeraten. Als Grund gab er an, dass die Shugden-Verehrung eine extrem dogmatische, konservative und Absolutheit beanspruchende Richtung in der tibetischen Religion unterstütze. Der Konflikt flammte aber erst Mitte der 90-er Jahre auf, etwa zu der gleichen Zeit, als China laut Reuters-Bericht begann, Tibeter für seine Zwecke zu rekrutieren. Im Jahr 1997 wurde ein prominenter Shugden-Kritiker mit zwei seiner Schüler im indischen Exil brutal ermordet; die mutmasslichen Täter waren laut Erkenntnissen der indischen Polizei aus Tibet eingereist und setzten sich nach der Tat auch wieder dorthin ab, ohne dass sie je dingfest gemacht wurden.

Eine ausführliche Dokumentation von Reuters zeigt nun auf, dass die ISC offenbar massiv von China finanziert und beeinflusst wird. Ein internes Dokument der Kommunistischen Partei aus 2014 bezeichnet die Proteste der Sekte als „eine wichtige Front in unserem Kampf gegen die Dalai-Clique“. Kader werden angewiesen, den Konflikt nicht selbst öffentlich anzusprechen, aber „patriotische“ Gelehrte zu entprechenden Stellungnahmen anzuhalten, die angebliche „Unfreiheit“ anzuprangern und diese als Plan des Dalai Lama zu bezeichnen, das „Mutterland zu spalten“.

Lama Tseta, ein früheres prominentes Mitglied von ISC, gab gegenüber Reuters an, dass er von der United Front, dem verlängerten Arm der Kommunistischen Partei gegenüber „Minoritäten“, für die Koordinierung von Aktivitäten gegen den Dalai Lama bezahlt wurde. Er und weitere prominente Shugden-Mönche wurden oft zu offiziellen Empfängen nach Beijing eingeladen. Eine kleine Gruppe von Exiltibetern reise dem Dalai Lama hinterher, um lokal Proteste zu organisieren, und sei häufig Gast bei Chinas Auslandsvertretungen.

Die grosse Mehrheit der Protestierenden sind allerdings keine Tibeter, sondern werden jeweils lokal rekrutiert. Zwar liegen Reuters keine Informationen über die direkte Finanzierung der Aktionen vor Ort durch China vor, jedoch behauptete das Indische Innenministerium, über Informationen zu verfügen, dass Geld via Nepal in solche Aktivitäten fliesst. Im Dezember 2014 offerierte die ISC 40 bezahlte Flüge von Manchester nach Rom, sowie freie Unterkunft und Verpflegung, um ein Treffen des Dalai Lama mit anderen Nobelpreisträger zu stören.

Geheimdienste aus den USA, Indien und anderen Staaten haben in einem 18-seitigen Briefing-Dokument, das Reuters vorliegt, die Repräsentanten des Dalai Lama darauf hingewiesen, dass bei Shugden-Demonstrationen mit einer „potenziell ernsthaften“ Bedrohung zu rechnen ist. Im Mai 2014 versuchten zwei Shugden-Anhänger, Räume im gleichen Hotel in Amsterdam zu buchen wie der Dalai Lama, wurden aber von Sicherheitspersonal identifiziert und abgewiesen. Im September 2015, beim Besuch des Dalai Lama in London, drängte sich ein Fahrzeug direkt hinter den Konvoi des Dalai Lama und überfuhr bei der Verfolgung sogar ein Rotlicht. Im von der Polizei gestoppten Auto wurde die eine von zwei Personen zweifelsfrei als Shugden-Anhänger identifiziert.

Reuters, 28. Dezember 2015

Der ausführliche Bericht von Reuters ist erhältlich unter http://tibet.ca/en/library/wtn/13339.

 

China reorganisiert Armee und verstärkt Truppen in Tibet

China hat eine Reorganisation der Bodentruppen angekündigt, mit der die Zahl der regionalen Militärkommandos von gegenwärtig sieben auf fünf reduziert wird. Zusammengelegt werden die Kommandos von Chengdu und Lanzhou im Osten bzw. Norden Tibets zu einer neuen „westlichen Zone“. Diese übersieht die Unruheprovinzen Tibet und Xinjiang. In der neuen Zone könnten nach Ansicht von Militärexperten bis zu einem Drittel aller chinesischen Bodentruppen konzentriert sein. Die fünf neu gebildeten regionalen Militärkommandos werden direkt der Zentralen Militärkommission unterstellt, die von Staatspräsident Xi Jinping geleitet wird.

Die Zusammenlegung zu einer grossen „westlichen Zone“ hat nicht nur Relevanz für die Grenzregionen zu den Nachbarländern, sondern sei laut einer anonymen Quelle aus dem chinesischen Militär auch aus Besorgnis über die „innere Sicherheit“ motiviert. Die Zone erstreckt sich vom Osten Chinas an der Grenze zu Myanmar über die gesamte indische Grenze sowie Bhutan und Nepal bis in den Westen nach Pakistan, Afghanistan und Kasachstan. Das neue Militärkommando soll angeblich nicht an einem der bisherigen Orte, Lanzhou oder Chengdu, sondern in der Hauptstadt der Unruheprovinz Xinjiang, Urumqi, angesiedelt werden. China hat wiederholt behauptet, dass uigurische Extremisten in Xinjiang in Camps in Pakistan und Afghanistan ausgebildet würden.

India Today, 20. Dezember 2015

 

UN-Kommittee gegen Folter berichtet über Tibet

Das UN-Kommittee gegen Folter stellt in seinem diesjährigen Bericht fest, dass in Chinas Justizsystem nach wie vor „Folter und Misshandlung tief verankert“ sind. Es stützte sich im Bericht auch auf zahlreiche Zeugenaussagen von Tibetern, die in Haft Misshandlung und Folter am eigenen Leib erlebten.

Die Free Tibet Campaign hat diese Berichte ausgewertet und in eindrücklicher Weise eine Zusammenfassung der Folterpraktiken in Tibets Gefängnissen erstellt. China wies sämtliche Vorwürfe über Folter oder Misshandlung in seinen Gefängnissen zurück.

Free Tibet Campaign, 9. Dezember 2015

Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von Dr. Uwe Meya