Tibetan Warrior – the true story of one man’s fight for freedom

9. Februar 2015

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Ab 12. Februar 2015 in den Schweizer Kinos

Der Film wurde erstmals an den Solthurner Filmtagen gezeigt und hat das Publikum an beiden Tagen in den vollen Sälen sehr berührt. Es verdankte den Film mit „Standing Ovations“.

Und das schreibt die Presse zum Film:

Der Bund , 12.2.15

Oft lauschen ihm nur die Berge

Der Berner Dodo Hunziker zeigt in seinem Dokumentarfilm «Tibetan Warrior», wie sich ein Exil-Tibeter Gehör verschaffen will.

Der «Tibetan Warrior», der tibetische Krieger, heisst Loten Namling. Er ist seit mehr als zwanzig Jahren in der Schweiz, seit langem in Kehrsatz. Er lebt bei uns, mit uns. Viele sind ihm hier schon begegnet. Andere kennen ihn näher oder haben ihm sogar zugehört. Der Exil-Tibeter ist Musiker des Dalai Lama.

Er singt, Krieg führt er nicht. «Das Beste, was ich habe, ist, dass ich singen kann», bekennt er. In seinen Liedern ist Heimat. In ihnen führt er die tibetische Kultur mit sich. Oft lauschen nur die Berge seinem Gesang. Eigentlich sind es Lieder des Friedens, Lieder für uns alle. Heute sind es Lieder für jene Sterbenden geworden, deren Hilfeschreie hier, in der Welt, nicht gehört wurden.

Loten Namling singt für die Tibeter im Tibet, die buddhistischen Mönche, welche sich dort verbrannten, um ohne Gewalt, jedoch mit dem Opfer des eigenen Lebens Fackel zu sein, Fackel für ein freies Tibet, Fackel für ein lebenswertes Dasein, Fackel für die Menschenrechte. Über 130 sind es bis heute.

Pilger mit Sarg

In seiner Verzweiflung habe er schon gedacht, es diesen jungen Menschen gleichzutun, aber er habe den Mut nicht, sich anzuzünden. Was kann ein Exil-Tibeter in der Schweiz tun, um seine Heimat, seine Kultur, sein Volk von der chinesischen Unterdrückung zu befreien? Nichts zu tun, wurde für Loten Namling unerträglich. Er wählte die Bewegung, den Weg, die Pilgerschaft auf unseren Strassen, durch unseren Verkehr, unsere Hast, unsere Gegenwart.

In Kehrsatz erleben wir den Abschied des Vaters von seinen Kindern, ein Mahl und ein Gebet zwischen Kulturen und Generationen am Rand von Bern. Und wir sind im Mai 2012 beim Aufbruch auf dem Bundesplatz dabei. Loten Namling hat sich an einen Sarg auf Rädern gekettet. «Tibet», «Free Tibet» steht auf dem makabren Gefährt, das Symbol ist für das leidende Tibet.

Allerdings enthält es auch alles Lebensnotwendige für eine lange Reise, die Hoffnung wecken soll. Ein paar Menschen, Tibeter und Neugierige, haben sich um den Pilger versammelt, der in Bern, der Bundesstadt jenes Landes, das für ihn Freiheit und Gerechtigkeit bedeutet, aufbricht nach Genf. Auf der Place des Nations ist ein Konzert geplant, eine internationale Manifestation engagierter Musiker für Tibet – von der schweigenden UNO ein Echo heischend.

Loten Namlings Freund Franz Treichler (The Young Gods), der auch die Filmmusik komponiert hat, hilft entscheidend mit. Eines wird sofort klar: Das ist kein stiller Auftritt. Der Exil-Tibeter wirft sich nach buddhistischer Tradition auf den Bundesplatz, wie es einst sein Vater in der Heimat tat, als er nach Lhasa aufbrach, um im Drepung-Kloster Mönch zu werden. Und wie Wegmarken wiederholt sich das Einswerden mit der Erde. Loten Namlings Pilgerschaft führt in die Welt.

Er hat den Kameramann an seiner Seite. Sein Weg wird durch die feinfühlige, stets distanzierte Filmdokumentation Dodo Hunzikers zu einer Einladung, Anteil zu nehmen am Aufbruch eines Einzelnen für die Sache Tibets. Und wir erleben, wie eine Pilgerschaft unseren Alltag beeinträchtigt. Gesuchtes Ziel sind ja wir, das Publikum, Hörende und Schauende.

Durchs heile Schweizerland

Omnipräsent ist das Auge der Kamera, sind die insgesamt sieben genannten Kameraleute. Der Filmautor, Regisseur und Kameramann Dodo Hunziker begründet sein Engagement so: «Loten Namling kam zu uns ins DokLab, die Filmproduktionsfirma in der Berner Matte, welche ich zusammen mit Urs Schnell gegründet habe.

Er erzählte von seinem Vorhaben, und ich hatte sofort dieses starke Bild im Kopf: Ein heimatloser Tibeter zieht einen schwarzen Sarg durch das heile Schwizerländli.» Die Idee für einen Dokumentarfilm war geboren. Für einen Dokumentarfilm, der immer auch Spielfilm ist: ein Stück von Loten Namling, sein Spiel von Liebe und Tod.

Loten Namling ist auch ein ausgezeichneter Schauspieler, der sich die Rolle des gewaltfreien Kämpfers gegeben hat, und dann ist er vor allem der Sänger, welcher in antiker Manier durch die Lande zieht in vertrautem Gespräch mit dem lauschenden Volk auf dem Lande und am Stadtfenster, mutig vor den Mächtigen, heute den Politikern.

Wenn beispielsweise Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann und das Parlament ein Freihandelsabkommen mit China aushandeln, erarbeiten und annehmen können, ohne darin die Menschenrechte auch nur ein einziges Mal zu erwähnen, so ist das äusserst bedauerlich und vor allem mutlos. Oder doch nicht? Könnte der Kompromiss zu einem ersten Schritt werden?

Reise ins Innerste

Letztlich ist es nicht allein das Abstimmungsresultat, das gilt. Auch die Verlierer haben das Recht, weiterhin für ihre Meinung einzustehen. Die Haltung jedes Einzelnen zählt. Um einen Aufbruch und damit um die Initiative und Aktion des Einzelnen geht es Loten Namling.

Nicht eingeplant für die Pilgerfahrt war jedoch seine sich immer deutlicher abzeichnende Wandlung. Dodo Hunziker folgt Loten Namling nicht allein bis nach Genf, sondern über den grossen Auftritt hinaus weiter bis nach Dharamsala, seine nordindische Heimat, und zum Dalai Lama.

Diese Reise lässt sich weder zeitlich noch örtlich fassen. Sie zielt in Loten Namlings Innerstes und führt bis an die Grenze der Gewaltlosigkeit, bis vor die Wahl des Terrors, der in unserer Welt mehr Echo erhält als die Lieder eines fahrenden Sängers auf seiner Suche nach Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit, nach Heimat. Der Dalai Lama sagt: «Gewalt führt immer ins Verderben.»

Im Ringen um die Unabhängigkeit Tibets gibt es für ihn nur den Dialog, den er als Mittelweg sieht. Loten Namling findet nach Bern zurück, zurück zu seinen Kindern. Werden sie zu seiner Kraftquelle, den Weg des Sängers fortsetzen? Werden sie ihm dereinst folgen?

 

Tageswoche (CH), 5.2.15, Daniela Gschweng

«Tibetan Warrior»: Der lange Protestmarsch eines Exil-Tibeters

Offiziell Teil der Vielvölkerrepubik China, kämpft das tibetische Volk seit der chinesischen Besetzung für Selbstbestimmung. Die chinesische Militärpräsenz ist enorm, die Lage im Land angespannt. Anlässlich des Besuchs des Dalai Lama in Basel wird mit einem Konzert und einem Dokumentarfilm die Situation des Landes thematisiert.

Wer sich mit der tibetischen Identität auseinandersetzt, kommt um die politische Situation des abgeschiedenen Landes nicht herum. Tibeter, die in Tibet tibetisch sprechen oder tibetische Lieder singen, riskieren unter Umständen ihr Leben. Der Exil-Tibeter Loten Namling versucht immer wieder, auf die Lage im Land aufmerksam zu machen.

Das Kultkino Atelier zeigt am kommenden Samstag in einer Vorpremiere den Film «Tibetan Warrior», in dem die Auseinandersetzung des Schweizer Exil-Tibeters mit der Situation in seiner Heimat dokumentiert wird.

Der Aktivist und Musiker Loten Namling ist im indischen Exil aufgewachsen und lebt seit 1989 in der Schweiz. 2012 marschierte er mit einem schwarzen Sarg von Bern nach Genf, um auf Selbstverbrennungen junger Tibeter aufmerksam zu machen. Mit unzähligen Niederwerfungen, wie sie Tibeter auf Pilgerreisen ausführen, gedachte er seiner Landsleute. Sein Ziel: das Gebäude der UNO in Genf.

Treffen mit Schneider-Ammann

Der Regisseur Dodo Hunziker hat den Weg des Exil-Tibeters über zwei Jahre bis nach Indien begleitet. Auf der Suche nach Antworten spricht Namling mit Passanten und Politikern, unter anderem mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Begleitet wird die Dokumentation von historischen Filmausschnitten und Interviews mit Exil-Tibetern, die ihr Schicksal schildern.

Gib es überhaupt Hoffnung für das tibetische Volk, fragt sich Namling. Ist gewaltfreier, symbolischer Widerstand noch sinnvoll, um der drohenden Auslöschung der tibetischen Kultur zu begegnen? Am Hauptsitz der tibetischen Exilregierung in Dharamsala, wo er aufgewachsen ist, sucht Loten Namling schliesslich Rat beim Dalai Lama.

Im Anschluss an die Filmpremiere im Kultkino Atelier findet im Stadtcasino das «Tibetian Freedom Concert» statt. Die Band «Porok Karpo» um Loten Namling kombiniert tibetische Freiheitslieder mit westlichem Alternative Rock.

Musik, sagt Namling, sei seine Waffe gegen das chinesische Regime. Als Special Guests geladen sind Franz Treichler von «The Young Gods», der auch die Musik zum Film «Tibetian Warrior» komponierte und der Jazzpianist Malcolm Braff.

Eine kleine musikalische Kostprobe gibt es hier: http://www.tageswoche.ch/de/2015_06/basel/679686/%C2%ABTibetan-Warrior%C2%BB-Der-lange-Protestmarsch-eines-Exil-Tibeters.htm

 

Züritipp (CH), 4.2.15, Gregor Schenker

Tibetan Warrior – Unterwegs mit einem Sarg

Der Exiltibeter Loten Namling versucht seit 2009, die Schweizer auf die Situation in seiner Heimat aufmehrksam zu machen. Seine Mittel sind originell.

«Um die Unabhängigkeit zu erlangen, dürfen die Tibeter auch Nuklearwaffen einsetzen.» So argumentiert der ­tibetische Lyriker Lukar Jam. Einst ein politischer Gefangener, kritisiert er heute den Dalai Lama für seine Philosophie der Gewaltlosigkeit. Das ist eine Position, von der man hierzulande nur selten hört. Jam ist eine der spannendsten Persönlichkeiten, denen der Schweizer Exiltibeter Loten Namling in «Tibetan Warrior» begegnet.

Namling wuchs in Indien auf, nachdem seine Eltern Tibet verlassen hatten, und liess sich schliesslich in der Schweiz nieder. Hier beschäftigt ihn die Frage, wie er als Einzelner seinem Volk helfen könne. 2009 wird über eine Welle von Selbstverbrennungen in Tibet berichtet. Entsetzt von diesen Aktionen, aber auch von der Gleichgültigkeit der westlichen Medien, entscheidet sich Namling für eine Aktion: Begleitet vom Dokumentarfilmer Dodo Hunziker, geht er zu Fuss von Bern nach Genf, wobei er einen schwarzen Sarg hinter sich herzieht. Nach knappen zwei Monaten endet das Unternehmen mit einem Konzert vor dem Büro der Vereinten Nationen.

Doch der Sinn des Projekts wird infrage gestellt, als Bern das Freihandels­abkommen mit China diskutiert. Der Exil­tibeter kämpft gegen den Vertrag, da dieser an keiner Stelle die Menschenrechte erwähnt. Nach einem fruchtlosen Gespräch mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann plant Namling, den Nationalrat zu stürmen, um seine Bitte an die dortigen Politiker zu richten. Er kommt aber zu spät – die Abstimmung ist bereits durch, der Vertrag mit deutlicher Mehrheit angenommen.

In Momenten wie diesem macht Hunziker die Ohnmacht von Namling und das Dilemma der tibetischen Unabhängigkeitsbewegung deutlich. Die Tibeter selbst sind zu schwach, um sich gegen China zu stellen; und der internationalen Gemeinschaft sind gute wirtschaftliche Beziehungen zum Reich der Mitte wichtiger als Menschenrechte. Daraus erwächst eine Frustration, wie sie Namling in Indien beim radikalen Lyriker begegnet. Ganz anders spricht der Dalai Lama mit ihm, der als Buddhist und Realpolitiker ganz auf Verhandlungen setzt.

Dodo Hunziker ist hoch anzurechnen, dass er in seinem Film nicht einfach Partei für die tibetische Seite ergreift, sondern die Unabhängigkeitsbewegung differenziert porträtiert, mit all ihren Spannungen. Diese Perspektive eröffnet einen faszinierenden Einblick in den Konflikt um Tibet.

 

Students (CH), 10.2.15, Gregor Schenker

Dodo Hunziker im Interview

Wie viel weisst du wirklich über Tibet, Dalai Lama und Co.? Der Dokumentarfilm „Tibetan Warrior“ bietet ganz neue Einblicke in die tibetische Unabhängigkeitsbewegung. Wir haben mit dem Regisseur Dodo Hunziker darüber gesprochen.

Am 12. Februar kommt Tibetan Warrior in die Kinos. Der schweizerische Dokumentarfilm dreht sich um den Exil-Tibeter Loten Namling, den folgende Frage umtreibt: Was kann er als Einzelner tun, um seinem Volk zu helfen?

Regisseur Dodo Hunziker erzählt uns nun von kriegerischen Tibetern, schwierigen Vorbereitungen und Zuschauerreaktionen.

Students.ch: Der Titel deines Films tönt ja sehr martialisch. Bei Tibetern denkt man eigentlich an friedliche Mönche, nicht an Krieger.

Dodo Hunziker: Das ist natürlich ein Bruch. Im Westen steht Tibet meist für Spiritualität, Gewaltfreiheit oder den Dalai Lama.

Im Film sieht man aber, dass die tibetische Unabhängigkeitsbewegung auch ihre radikalen Seiten hat.

Man muss bedenken, dass die Tibeter zum Teil ein sehr kriegerisches Volk waren. Unter anderem durch den Buddhismus ist es befriedet worden. Die kriegerische Kraft ist aber nie ganz verschwunden und auch in Loten Namling spürt man sie noch.

Als Namling die tibetische Exilgemeinde in Nordindien besucht, trifft er auch auf einen Lyriker. Dieser fordert den Einsatz der Atombombe gegen die chinesischen Besatzer.

Zumindest sagt er, sie hätten das Recht darauf. Innerhalb der Tibetergemeinde herrschen rechte Spannungen. Es gibt eben auch Stimmen, die für Gewalt sind.

Neben dem Lyriker treten auch Leute wie Bundesrat Johann Schneider-Ammann oder sogar der Dalai Lama auf. War es schwierig, diese Leute vor die Kamera zu bekommen?

Es war nie ganz leicht. Es brauchte lange Vorbereitungen. Ich bin froh, dass es am Ende geklappt hat, aber es war harte Arbeit.

Wie seid ihr von DokLab denn überhaupt auf Namling gestossen?

Ein gemeinsamer Bekannter hat von ihm und seinen Plänen erzählt, bis wir uns gedacht haben: „Okay, das hören wir uns an.“ Namling hatte vor, mit einem schwarzen Sarg von Bern bis nach Genf zu marschieren. Dieses Bild vom wilden Tibeter, der einen Sarg durch die heile Welt der Schweiz zieht, hat mich sofort gepackt. Für einen Film ist es keine schlechte Taktik, mit einem starken Bild zu beginnen.

Ausserdem hat mich das Thema gewaltfreier Widerstand schon länger interessiert und ich wollte mich gerne näher damit auseinandersetzen.

Der Film geht dann über die Aktion mit dem Sarg hinaus und zeigt, wie er selbst eine Entwicklung durchmacht. Nach anfänglichen Zweifeln, ob sein Tun überhaupt irgendetwas bringt, radikalisiert sich Namling immer mehr, bis er am Ende eine Audienz beim Dalai Lama hat.

Ich war froh, dass sich dieser Handlungsbogen ergeben hat. Das habe ich am Anfang ja nicht voraussehen können.

Spannend ist zudem, dass du Namling immer auch als ambivalente Figur präsentierst.

Ich wollte keinen Imagefilm für ihn drehen, sondern auch seine anderen Seiten zeigen. Mein Anspruch war, seine Entwicklung, seine Gedanken und Gefühle zu dokumentieren und für die Leinwand zu interpretieren. Es war meine Absicht, ihm gegenüber auch kritisch zu sein. Er hat aber auch die Nähe zugelassen, die dazu nötig war, und war fähig zur Selbstkritik.

Wie waren bisher die Reaktionen auf den Film?

Sie waren zahlreich und ich habe viele gute Reaktionen bekommen. Ein Professor für Religionswissenschaft zum Beispiel meinte, es sei sehr spannend, in diese Welt hineinzusehen. Und auch viele Tibet-Kenner oder Tibeter gaben mir positives Feedback.