China plant den Bau von tausenden von Verbrennungsöfen in Tibet, um dort die Niederschlagsmenge zu steigern. Laut Prognosen soll Tibet wegen der Klimaerwärmung über die nächsten Jahrzehnte eine Dürreperiode bevorstehen. Nun wird getestet, ob die Verbrennungsöfen, die an den steilen Südhängen des Himalaya stationiert werden sollen, die feuchten Monsunwinde von Süden zum vermehrten Abregnen in Tibet bringen könnten. Die Öfen sollen mit festem Brennmaterial gespeist werden und Silberjodid-Partikel in die Atmosphäre ausstossen. Die kristallinen Partikel binden dann Wassertropfen in der Luft und führen zum Regnen. Diese Technologie wurde punktuell schon oft eingesetzt, so zum Beispiel, um bei den Olympischen Spielen in Beijing 2008 Wolken zum Abregnen zu bringen, bevor sie die Wettkämpfe stören konnten. Allerdings wurden hier die Partikel von Flugzeugen ausgestreut.
Die Technologie wurde aus dem chinesischen Verteidigungsprogramm entlehnt. Das Militär nicht nur in China, sondern auch in Russland und den USA, entwickelt schon länger Methoden zum künstlichen Regen, um bei Feinden Naturkatastrophen auszulösen. Die grosse Herausforderung in Tibet bestand darin, Verbrennungsöfen zu entwickeln, die über lange Zeit auch in der dünnen Höhenluft funktionieren. Diese Hürde sei nun genommen, sagte ein ungenannter Forscher in der Chinese Aerospace and Technology Corporation; diese staatliche Behörde ist auch verantwortlich für Chinas Raumfahrt- und Rüstungsprogramme.
Die Verbrennungsöfen könnten die jährliche Niederschlagsmenge um 10 Milliarden Kubikmeter steigern, das sind 7% von Chinas jährlichem Wasserverbrauch. Wenn die Öfen wie geplant auf den südlichen Steilhängen positioniert werden, könnten sie die Silberjodid-Partikel über 1000 Meter in die Höhe schiessen und eine Fläche von 1.6 Millionen Quadratkilometern, im Vergleich etwa das dreifache von Spanien, mit Regen versorgen.
Bisher sind etwa 500 Öfen im Probelauf getestet, angeblich mit Erfolg. Die Technologie sei soweit entwickelt, dass sich die Öfen computergesteuert über das Internet mit Daten aus 30 Wettersatelliten regulieren liessen. Nicht alle sind begeistert; einzelne chinesische Wissenschaftler warnen auch, dass sich das Wetter nicht so einfach steuern lasse und die Öfen möglicherweise weiter nördlich noch mehr Dürre erzeugen.
South China Morning Post, 26. März 2018
von Dr. Uwe Meya