Zürich, 19.04.2023
In Zürich demonstrierten am 19.04.2023 rund 3000 Tibeterinnen und Tibeter für den Dalai Lama. Das buddhistische Oberhaupt geriet jüngst weltweit in die Kritik aufgrund eines Videos, das viral ging. Später entschuldigte sich der Dalai Lama für den angeblich missverständlichen Vorfall.
Seit Jahrzehnten kämpfen Tibeter:innen um Aufmerksamkeit für ihr zentrales Anliegen – die Befreiung Tibets von chinesischer Herrschaft. Seit Jahrzehnten prangern sie Menschenrechtsverletzungen an, die dort begangen werden.
Immer wieder gab es in der Vergangenheit Demonstrationen in Zürich, an denen Hunderte sich für dieses Anliegen einsetzten. Immer wieder besuchte auch das geistliche Oberhaupt der Tibeterinnen und Tibeter, der Dalai Lama, die Stadt. Zuletzt 2018, als er im Hallenstadion vor Tausenden Zuhörerinnen und Zuhörern sprach.
Und doch habe, so die Klage der Exil-Tibeter:innen, die Aufmerksamkeit für ihr Anliegen in den letzten Jahren abgenommen. Tashi Shitsetsang vom Verein Tibeter Jugend in Europa sagt: «Das Thema Tibet wird politisch weniger und weniger aufgenommen. Wir veranstalten zwar viele Aktionen zum Thema, aber wir werden selten in der breiten Öffentlichkeit gehört.»
Nun haben die Tibeterinnen und Tibeter die Aufmerksamkeit der Welt wieder, aber – und das macht die Situation für sie so schwierig – nicht auf die Art, die sie gerne hätten.
Die Berichterstattung von Nau und NZZ finden Sie hier:
«Kulturelles Missverständnis»
Der 72-jährige Demonstrant Kelsang erklärt nun, wieso sich die tibetische Community trotz kritischer Stimmen für den Dalai Lama einsetzt. Er glaubt, es handelt sich um ein «schreckliches kulturelles Missverständnis.
Deshalb seien die Tibeter schockiert, dass die Heiligkeit des Dalai Lamas angeschwärzt wird. Das Video sei total aus dem Kontext der damaligen Begegnung gerissen worden. Ausserdem: «Die ganze Welt weiss, dass er für Toleranz, Gewaltlosigkeit, Frieden und Zwischenmenschlichkeit steht.»
Über 30 Jahre habe Kelsang für den Dalai Lama gearbeitet. Er kenne ihn als Menschen und könne mit voller Überzeugung sagen: Dem Dalai Lama ist als buddhistischer Mönch nichts wichtiger als seine Gelübde. Sexuelles Fehlverhalten ist ein Verbot in diesem Gelübde – «das würde Dalai Lama nie tun», sagt der Tibeter überzeugt.
Die Demo war deutlich grösser als erwartet.
Die Veranstaltung hatte im Vorfeld angegeben, dass etwa 300 Menschen an der Demonstration teilnehmen würden. Dann lief aber ein Vielfaches mit. Die Stadtpolizei Zürich teilt auf Anfrage von Nau.ch mit, dass 2500 bis 3000 Menschen teilnahmen.
Offener Brief VTJE und TGSL an TA-Medien: https://vtje.org/offe/
Statement der GSTF hier.