Die Central Tibetan Administration berichtet über 2 Todesfälle, beide aufgrund von Misshandlung in Haft.
Chukdhar, 55 Jahre alt, wurde am 24. August mit vier anderen Tibetern verhaftet. Anlass war angeblich die Sangsol-Zeremonie, die sie in der buddhistischen Akademie Larung Gar abhielten, sowie das Aufschichten von Mani-Steinen. Die fünf Tibeter waren in der Region für ihre Grosszügigkeit und das Abhalten von Gebetszeremonien als die «Edlen Fünf» bekannt. Am 25. August wurde den Angehörigen verweigert, die Verhafteten zu besuchen und Essen zu bringen. Einen Tag später, am 26. August, wurde die Familie von Chukdhar über seinen «plötzlichen Tod» informiert. Das sei nicht glaubhaft, zumal er bis zwei Tage vorher bei perfekter Gesundheit gewesen sei. Die Leiche durfte erst abgeholt werden, nachdem die Angehörigen eine Erklärung unterzeichneten, dass die Haft nichts mit dem Todesfall zu tun habe. Auch wurde ihnen eine grosszügige finanzielle Entschädigung angeboten, aber bisher noch nicht ausgezahlt. Chukdhar sei der einzige Ernährer seiner beiden Eltern, seiner Frau und ihrer Kinder gewesen.
Ngodup Tsering, dessen Alter nicht bekannt ist, wurde am Morgen des 27. September in Dartsedo im Osten Tibets, heutige Provinz Sichuan, verhaftet. Er war gerade von einer Hilfsmission zurückgekehrt, wo er Essen in ein Altersheim gebracht hatte. Die Polizei habe mitgeteilt, dass die Behörden bestens mit Essen und anderen Dingen für die Alten sorgten und ein «Aussenstehender» dort nichts zu suchen habe. Laut Tibet Times sei er wegen «unangemessenem Gesichtsausdruck» in der Polizeistation schwer misshandelt wurde, bis er nicht mehr stehen konnte. Am nächsten Morgen sei er verstorben. Es ist nicht bekannt, ob sein Leichnam den Angehörigen übergeben wurde. Ngodup Tsering war Taxifahrer und bestritt damit den Lebensunterhalt seiner Mutter, Frau und zwei Kinder.
Tibet Times, 28. September 2022 // Central Tibetan Administration, 30. September 2022 // Dr. Uwe Meya
Foto: Ngodup Tsering (Foto: Central Tibetan Administration)